Krakelieren – So bekommt Ihr den besonderen Antik-Look hin

Bei dem Krakelieren geht es darum, feine Risse und Muster in einer Farbschicht herbeizuführen und diese so sehr alt wirken zu lassen.
 

 

Welche Methoden gibt es?

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten zu Krakelieren und verschiedene Hersteller, die alles anbieten, was man braucht.

Allgemein funktioniert Krakelieren so

Grundsätzlich müsst Ihr beim Streichen, so wie immer, darauf achten, dass der Untergrund sauber, staub- und fettfrei ist, so dass die Farbe gut halten kann.

Handelt es sich um lackiertes Holz, kann es ratsam sein, die Oberfläche für optimalen Halt ein wenig anzuschleifen.

Dann streicht Ihr eine Fläche mit einer beliebigen Farbe und lasst sie gut trocknen. Danach wird der Krakelierlack (oder auch Reißlack genannt) gleichmäßig und möglichst glatt aufgetragen. Dieser muss dann ebenfalls sehr gut trocknen.

Nun streicht Ihr mit einer zweiten Farbe über den getrockneten Reißlack. Diese zweite Farbe sollte für einen sichtbaren Effekt im Kontrast zum Untergrund stehen, d.h. sich deutlich von ihm unterscheiden.

Beim Streichen der Farbe ist es ganz wichtig, dass Ihr nur eine Schicht auftragt, d.h. mit dem Pinsel nur jeweils einmal über eine Stelle malt, da es Euch sonst passieren kann, dass der Effekt ausbleibt.

Außerdem solltet Ihr recht zügig arbeiten, da der Lack schon innerhalb von Sekunden anfangen kann zu reißen.

Alternativ zu einem Pinsel könnt Ihr auch einen angefeuchteten Schwamm verwenden und die Farbe vorsichtig auftupfen. So stellt Ihr sicher, dass die Farbe nur hauchdünn aufgebracht wird und sich keine „Nasen“ bilden. Dabei könnt Ihr sogar mehrere Farben auf den Schwamm geben, beispielsweise weiß und alt weiß um einen tollen ungleichmäßigen Effekt zu erzielen.

Der Effekt entsteht beim Trocknen

Beim Trocknen der Farbe reißt nun die obere Farbschicht durch den Krakelierlack darunter ein und es bildet sich eine Art Mosaikbild.

Je nach Hersteller des Krakelierlacks kann das Muster von sehr grob und unregelmäßig bis sehr fein und gleichmäßig reichen.

Die Risse erscheinen dabei in der Farbe des Untergrunds. Ob Ihr dabei die Risse sehr dunkel und die obere Farbschicht hell gestaltet oder umgekehrt, ist dabei reine Geschmackssache.

Der typische Shabby Chic Look würde jedoch so aussehen, dass man die Grundierung in schwarz, braun oder einem anderen dunklen Farbton hält und als obere Farbschicht Weiß oder einen hellen Pastellton wählt.

Um Euer Ergebnis zu schützen, solltet Ihr Euch überlegen, das fertige Ergebnis noch einmal mit einem Klarlack zu überziehen. So können Feuchtigkeit und Schmutz dem Muster nichts anhaben.

Krakelier-Produkte verschiedener Hersteller

Nun ist es aber so, dass je nach Anbieter auch mal ganz anders vorgegangen werden muss. Manchmal ist es aber auch einfach so, dass das Krakelieren überhaupt nicht funktioniert.

Das heißt, man kauft ein Produkt, hält sich genau an die Anleitung und dann bleibt der Effekt trotzdem aus. Habt Ihr das auch schon erlebt? Ich schon und ich weiß wie ärgerlich das ist.

Im Folgenden möchte ich Euch deshalb einmal zwei ganz unterschiedliche Varianten vorstellen, wie man krakelieren kann. Und dabei kann ich Euch garantieren, dass sie funktionieren, weil ich sie selbst schon mehrfach ausprobiert habe! 😉

 

Krakelieren mit Rust-Oleum

Die Marke Rust-Oleum kennt Ihr vielleicht schon aus einem meiner Projekte. Ich verwende die Kreidefarbe sehr gerne und auch mit dem Schultafellack habe ich schon gearbeitet. Zu kaufen gibt es die Produkte unter anderem in einigen Baumärkten, was recht praktisch ist.

Zum Krakelieren braucht man von Rust-Oleum zwei „Crackle“-Produkte. Das sind die Grundschicht und die Deckschicht. Dabei ist die Grundschicht die mittlere Schicht zwischen zwei Farbschichten, die die obere Farbe zum Reißen bringt.

Die Deckschicht ist zur Versiegelung gedacht. Hier einmal das genaue Vorgehen:

1. Oberfläche beliebig streichen

Zuerst streicht Ihr Eure Oberfläche beispielsweise mit Kreidefarbe von Rust-Oleum. Es dürften allerdings auch alle anderen Kreidefarbe- oder Acryllack-Marken auf dem Markt funktionieren.

Diese erste Schicht bestimmt später die Farbe der Risse, sollte also möglichst im Kontrast zu der Farbe stehen, die Ihr abschließend verwenden möchtet.

Wichtig beim Streichen: Streicht (anders als vielleicht sonst mit Kreidefarbe) möglichst in eine Richtung. Denn die Streichrichtung bestimmt später die Richtung der Risse.

In meinem Beispiel habe ich eine alte Vase von IKEA optisch zu einem Designerstück gemacht. 😊 Das Modell kennt bestimmt jeder von Euch. Ich habe die weiße Glasur der Vase im ersten Schritt mit einer orangen Kreidefarbe von Rust-Oleum angemalt.

2. Grundschicht auftragen

Sobald die Farbe getrocknet ist, kommt die Grundschicht zum Einsatz. Diese wird nun, nachdem Ihr sie gründlich durchgemischt habt, auf die getrocknete Farbe aufgetragen.

Dabei solltet Ihr jetzt in genau die gleiche Richtung streichen, wie zuvor. Achtet außerdem darauf, dass die Farbe schön gleichmäßig aufgetragen wird.

Danach muss die Grundschicht erst einmal gut trocknen. Angegeben sind mindestens zwei Stunden.

Bei meiner Vase war das streichen mit der Grundschicht eine Sache von gerade mal zwei Minuten.

3. Noch einmal komplett überstreichen

Nun kommt Eure zweite Wunschfarbe zum Einsatz, also die abschließende Farbe, die reißen soll.

Diese streicht Ihr nun quer zu der Richtung, die Ihr vorher gestrichen habt. D.h. wenn Ihr die Grundfarbe und die Grundschicht immer von oben nach unten gestrichen habt, dann solltet Ihr die Farbe jetzt von rechts nach links auftragen.

Achtet darauf, dass Ihr möglichst immer nur einmal über eine Stelle malt, denn je dünner die Farbe aufgetragen wird, desto besser reißt sie später.

Auch wenn das jetzt viel ist, worauf Ihr achten sollt; habt keine Angst, dass der Effekt nicht funktioniert! Ich habe auch schon einmal alles kreuz und quer gestrichen und der Effekt ist trotzdem nicht ausgeblieben. 😉

Ich habe für meine Vase einen dunklen Blauton gewählt und nach oben hin bewusst nicht ganz deckend gestrichen. Es sollte ja schließlich eine Designervase werden. 😉
Und jetzt wird es spannend: Während Eure Farbe trocknet reißt sie! Wie stark der Effekt ist und wie groß die einzelnen Risse und Mosaik-Teilchen werden, hängt davon ab, wie dick und gleichmäßig Ihr die zwei Farbschicht aufgetragen habt.

Im Folgenden seht Ihr drei Fotos, die ich direkt nach dem Farbauftrag gemacht habe. Die ersten Risse kamen so schnell, dass ich es gar nicht geschafft habe, die Farbe noch ohne Risse zu fotografieren.

Je trockener die Farbe wurde, desto mehr Risse entstanden. Insgesamt liegen zwischen dem ersten und dem dritten Bild vielleicht 10 Minuten.

4. Krakelierte Oberfläche versiegeln

Um die entstandene Oberfläche zu schützen benötigt Ihr nun noch die Deckschicht. Diese wird gut umgerührt und dann ganz normal wie ein Klarlack aufgetragen.

Ich wage jetzt einfach mal zu behaupten, dass Ihr dieses zweite Produkt gar nicht unbedingt für Euren Krakelier-Effekt braucht. Versiegeln kann man die krakelierte Oberfläche mit jedem Klarlack, der nicht auf Wasserbasis ist.

Habt Ihr also schon einen Klarlack auf Kunstharzbasis zuhause (immer daran erkennbar, dass die Pinsel nicht mit Wasser ausgewaschen werden können), dann könnt Ihr auch einfach den verwenden.

Für meine Vase habe ich das Produkt von Rust-Oleum verwendet. Es riecht, wie alle kunstharzbasierten Lacke, etwas unangenehm, lässt sich aber gut verstreichen. Dafür dauert das Trocknen etwas länger als bei wasserbasierten Farben. Erst nach mehreren Stunden konnte ich die Vase anfassen.

Was sagt Ihr zu meinem neuen Designerstück? 😉

Mein Fazit zu Rust-Oleum Crackle

Hier funktioniert das Krakelieren ganz klassisch und vor allen Digen zuverlässig. Dazu ist der Preis vollkommen in Ordnung, zumal man mit dem Lack sehr weit kommen dürfte. 250ml der Grundschicht kosten bei Obi so um die 9€, was insbesondere im Vergleich mit den Preisen anderer Hersteller ein super Deal ist.

 

Krakelieren mit Annie Sloan

Von Annie Sloan wird ebenfalls ein Set zum Krakelieren namens „Craqueleur“ angeboten, was gut funktioniert. Allerdings ist hier das Vorgehen ein wenig anders.

Man muss ein Set kaufen, in dem zwei Töpfchen mit jeweils 125ml enthalten sind. Dabei handelt es sich um Step 1 und Step 2, die ich Euch im Folgenden einmal erläutere.

1. Oberfläche beliebig streichen

Ihr streicht Eure Oberfläche wieder mit der Farbe Eurer Wahl. Dabei handelt es sich jetzt aber um die Farbe, die im Gesamteindruck bestehen bleibt! Bei dem Krakelieren mit Annie Sloan wird die Farbe der Risse nämlich nicht durch die zuerst gestrichene Farbe bestimmt. Sie wird erst später definiert. Das solltet Ihr dringend beachten, wenn Ihr Euch für einen Farbton entscheidet.

Was für eine Farbe Ihr wählt, also ob Acryllack oder Kreidefarbe, dürfte hier auch keine Rolle spielen. Im Grunde genommen müsstet Ihr noch nicht einmal extra noch einmal streichen. Denn die zwei Komponenten funktionieren auf jeder Oberfläche. D.h. beispielsweise auch direkt auf Holz.

In meinem Beispiel habe ich ein kleines Eiche-Rustikal Tischchen eigentlich schon komplett fertiggestellt, so dass nur noch die Versiegelung fehlte. D.h. ich habe es zuerst grundiert, dann mit Kreidefarbe in zwei Farben gestrichen (Multi-Schicht-Methode) und anschließend stellenweise mit Schleifpapier wieder durchgeschliffen.

2. Step 1

Wenn Ihr Eure Oberfläche gestrichen habt, dann solltet Ihr warten, bis sie komplett durchgetrocknet ist. Dann tragt Ihr ein oder zwei Schichten der milchig weißen Flüssigkeit aus dem Töpfchen „Step 1“ auf.

Ich sage deshalb Flüssigkeiten, weil das Produkt wirklich sehr dünnflüssig ist, fast so wie Wasser. Dabei ist es egal, in welche Richtung Ihr streicht. Tragt das Produkt also ruhig kreuz und quer auf.

Bei meinem Tischchen könnt Ihr sehen, dass die Flüssigkeit nach dem Auftragen komplett transparent ist.

3. Step 2

Nachdem Step 1 getrocknet ist, kommt jetzt Step 2 zum Einsatz. Hierbei handelt es sich ganz im Gegensatz zu der Flüssigkeit aus Step 1 um eine eher zähe honiggelbe Masse. Diese tragt Ihr nun ebenfalls mit dem Pinsel kreuz und quer auf. Je dicker die aufgetragene Schicht ist, desto größer sind am Ende die Risse.

Auf dem Bild könnt Ihr sehen, dass auch dieses Produkt nach dem Auftragen nicht mehr sichtbar ist. Zum Trocknen sollte Euer Objekt jetzt möglichst in eine warme Umgebung gebracht werden. Am besten eignet sich volle Sonne oder aber auch die Wärme eines Föns.

Denn je schneller die gestrichene Schicht trocknet, desto besser ist der Krakelier-Effekt später sichtbar.

Das war es schon. Beim Trocknen entsteht jetzt also der Effekt von gerissenem Lack. Beide Schritte dieses Sets sind beim Auftragen farblos. Ihr fragt Euch jetzt also vielleicht – zu Recht – wie der Effekt denn jetzt toll aussehen kann. Er ist ja kaum zu sehen.

4. Risse färben und versiegeln

Der Krakelier-Effekt wird erst im Versiegelungsschritt richtig herausgearbeitet. Die Risse sind da, aber noch nicht gut sichtbar.

Aus diesem Grund nehmt Ihr Euch jetzt ein farbiges Möbelwachs zur Hand und arbeitet es mit einem Lappen in die Riss-Struktur. Habt ihr eine dunkle Oberfläche, dann eignet sich weißes Kalkwachs ganz gut (z.B. Amazon Lignocolor Möbelwachs weiß*), um einen schönen Kontrast zu erzeugen. Ist Eure Oberfläche eher hell, dann macht sich schwarzes oder braunes Wachs ganz gut (z.B. Amazon Lignocolor Möbelwachs braun*).

Am Ende könnt Ihr dann alles noch einmal mit farblosem Möbelwachs überarbeiten, so dass die Oberfläche gut geschützt ist.

Für mein Tischchen habe ich zu schwarzem Wachs gegriffen und so die feine Riss-Struktur wunderbar betont. Die Risse sind sehr schön gleichmäßig, wodurch die Oberfläche fast schon edel wirkt.

Mein Fazit zu Annie Sloan Craqueleur

Hier funktioniert das Krakelieren nicht nach der klassischen Methode, sondern ist eher als ein Finish zu betrachten. Hier wird eine im Grunde schon fertige Oberfläche nur noch oberflächlich mit Rissen versehen, die man anschließend noch beliebig betonen kann.

Besonders gut geeignet ist dieses Produkt daher für schon fertige Oberflächen, wie die von meinem Tischchen. Aber auch für mit Serviettentechnik verzierte Objekte ist es eine wunderbare Möglichkeit, die Oberflächen noch ganz besonders zu veredeln. Hier sind wirklich ganz tolle Effekte möglich!

Was mich an dem Produkt etwas stört ist der sehr hohe Preis. Für die zwei kleinen Töpfchen mit jeweils nur 125ml muss man tatsächlich um die 30€ auf den Tisch legen. Für mich ist es daher ein Set, was ich eher in seltenen Fällen und nur für kleine Flächen verwende.

Also meine Lieben, traut Euch das Krakelieren auch einmal auszuprobieren! Es kann Eurem Shabby Chic Projekt am Ende noch das gewisse Etwas verleihen! 🙂