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Vergleich Körnerkissen Füllungen – Welche Körner eignen sich am besten?

Koernerkissen_11 Gerade im Winter holen wir gerne unsere Körnerkissen hervor und machen uns so die kalte Jahreszeit ein wenig gemütlicher. Solche Kissen kann man kaufen oder aber auch ganz einfach selber machen, wenn man Spaß am Nähen hat. Es gibt sie in allen möglichen Farben und Formen und Eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, wenn Ihr eins selber machen möchtet.

Doch worauf solltet Ihr achten? Welche Materialien d.h. Stoffe verwendet Ihr am besten? Und vor allen Dingen: Zu welcher Füllung solltet Ihr greifen?

Ich habe mich mit den Materialien beschäftigt und für Euch einmal den Test gemacht, welche Füllung sich für welchen Zweck am besten eignet. Ich hoffe ich kann Euch damit die Wahl Eurer Materialien ein wenig erleichtern und wünsche Euch viel Spaß bei Eurem eigenen Projekt!

 

Was ist ein Körnerkissen?

Körnerkissen können mit den unterschiedlichsten biologischen Materialien gefüllt sein. Es sind meist kleine Kissen, die man sowohl für eine Wärme- als auch für die Kältetherapie einsetzen kann. Sie gelten schon seit vielen Jahren als ein natürliches Heilmittel.
Warm angewendet hilft ein solches Kissen z.B. bei Verspannungen, Erkältungen und Bauchschmerzen. Kalt angewendet lindert es Schmerzen bei Verstauchungen und Prellungen und kann Schwellungen zurück gehen lassen. Aber natürlich kann man ein solches Kissen auch einfach dazu verwenden, es sich an kalten Wintertagen etwas wärmer und gemütlicher zu machen.

 

Welche Füllungen gibt es?

Körnerkissen werden entweder mit Getreidekörnern gefüllt wie z.B. mit Weizen, Roggen und Dinkel oder mit gereinigten und getrockneten Obstkernen wie Kirsch- oder Traubenkernen. Dabei speichern Getreidekörner eher eine feuchte Wärme bzw. Kälte während Obstkerne eher trocken sind. Koernerkissen_12

 

Was muss ich bei der Anwendung beachten?

Zum Erwärmen können die Kissen entweder in jede Art von Ofen gelegt werden oder aber für eine kurze Zeit in die Mikrowelle gegeben werden. Zum Kühlen werden die Kissen einfach in den Kühlschrank oder in ein Gefrierfach gelegt.

Zwischendurch liest man regelrechte Horrorgeschichten davon, wie beim Erwärmen ein Kissen in Flammen aufgegangen ist. Dass so etwas passiert ist zwar recht unwahrscheinlich. Aber man sollte trotzdem einige Dinge beachten, wenn man sein Körnerkissen aufheizen möchte. Wenn Ihr es zu lange in der Mikrowelle oder im Ofen lasst, dann können die Getreidekörner oder die Obstkerne in der Tat zu heiß werden, sodass auf Eurem Stoff dunkle Flecken entstehen oder sogar kleine Löcher ausbrennen. Geht also grundsätzlich lieber etwas vorsichtiger an die Erwärmung heran.

Erhitzen in der Mikrowelle

Je nach Größe benötigt ein Körnerkernkissen unterschiedlich lange um auf die richtige Temperatur gebracht zu werden. Grundsätzlich solltet Ihr eine Wattzahl von maximal 600 einstellen. Im Schnitt benötigt ein durchschnittlich großes Kissen 1 bis 2 Minuten bis es warm ist. Wenn Ihr Euch bei Eurem Kissen nicht sicher seid, dann probiert einfach ein wenig aus. Startet mit 45 Sekunden und schaut dann nach, ob das Kissen warm genug ist. Wenn nicht, dann steckt es noch einmal für weitere 20 Sekunden in die Mikrowelle und schaut dann wieder nach. Das macht Ihr dann so lange bis Eurer Kissen die perfekte Temperatur hat.

Erhitzen im Ofen

Hier solltet Ihr besonders geduldig mit dem Erwärmen sein. Denn die Hitze im Ofen kann Euren Stoff sehr schnell zerstören. Stellt Euren Ofen daher auf maximal 100°C ein. Außerdem solltet Ihr Eurer Kissen nicht der direkten Hitze des Backblechs aussetzen und es am besten in Alufolie einwickeln. So kann das Erwärmen zwar schon bis zu 20 min dauern, dafür geht Ihr dann aber kein Risiko ein.

Kaltstellen in Kühlschrank oder Gefrierfach

Das Kissen herunter zu kühlen ist eher ungefährlich und im Kühlschrank könnt Ihr es ruhig so lange liegen lassen wie Ihr möchtet. Allerdings solltet Ihr es beim Kühlen im Gefrierfach vor Gefrierbrand schützen indem Ihr es beispielsweise luftdicht in einen Gefrierbeutel einpackt.

 

Was brauche ich um ein Körnerkissen zu nähen?

Natürlich braucht Ihr eine Füllung. Um diese kümmern wir uns aber erst im nächsten Absatz. Denn zuallererst braucht Ihr einen Stoff. Die Wahl des Stoffs ist davon abhängig, wie Ihr Eurer Kissen nähen wollt, denn da gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten:

1. Körner werden direkt in die Hülle gefüllt und eingenäht.

In diesem Fall müsst Ihr darauf achten, dass alle Eure verwendeten Materialien unproblematisch in der Mikrowelle bzw. im Ofen erhitzt werden dürfen. D.h. Ihr solltet nur Stoffe aus 100% Baumwolle verwenden. Beim Garn ist das nicht so wichtig, hier funktioniert auch ein Polyester-Garn prima.

Bei der Gestaltung des Kissens kann Euch der Faktor Mikrowelle also ein wenig einschränken. Denn wenn Ihr Applikationen, Knöpfe etc. verwendet müsst Ihr immer im Hinterkopf haben, dass alles temperaturbeständig sein muss. Außerdem müsst Ihr bedenken, dass Ihr Eurer Kissen später eher nicht waschen solltet, da das der Füllung schaden könnte und sie Euch im schlimmsten Fall faulen kann. Dafür hat diese Methode aber den Vorteil, dass sie etwas günstiger ist und Ihr im Nu fertig seid mit Eurem Projekt.

2. Körner werden in eine Hülle gefüllt, die wiederum als Füllung für Euer eigentliches Kissen dient.

Bei dieser Methode könnt Ihr die äußere Hülle nach Herzenslust gestalten und braucht Euch keine Gedanken über die Materialien machen. Vielleicht solltet Ihr darauf achten, dass die verwendeten Stoffe waschbar sind, ansonsten habt Ihr aber die freie Wahl. Da der Stoff, der als Inlay die Körner enthält nicht sichtbar ist, braucht Ihr Euch hier nicht um einen besonders schönen Stoff bemühen. Sehr gut eignet sich Nessel Stoff, da dieser aus 100% Baumwolle, robust und günstig ist.

Egal welche der beiden Varianten Ihr wählt, Ihr solltet zusätzlich darauf achten, dass der gewählte Stoff nicht zu dünn ist. Denn dünner Stoff nutzt sich schnell ab, nicht zuletzt deshalb weil die Körnerfüllung sehr grob sein kann und am Stoff scheuert. Außerdem kann ein dickerer Stoff die Haut vor zu starker Hitze oder Kälte schützen.

Um meine Körnerkissen anschmiegsamer zu machen, füttere ich die Bezüge immer noch mit einem waschbaren Volumenvlies aus 100% Baumwolle. So ist jedes Kissen leicht wattiert und somit schön weich und kuschelig. Schaut mal, auf den Bildern unten könnt Ihr sehen, wie ich meine Körnerkissen-Hüllen nähe. Durch den Hotelverschluss lässt sich das Inlay mit den Körnern sehr schnell herausnehmen und auch wieder hinein stecken. Koernerkissen_13

 

Welche Füllung nehme ich?

Nun sind wir bei der eigentlichen Frage, mit der sich mein Artikel beschäftigt: Welche von den vielen Füllungen ist denn nun die Beste? Ich habe mir die drei gängigsten Körner nämlich Kirschkerne, Traubenkerne und Dinkel bestellt, in drei gleiche Kissenhüllen gefüllt und einfach mal getestet.

Der Preis

Im Preis unterscheiden sich die drei Füllungen im ersten Augenblick nur leicht. Grundsätzlich gilt immer, dass eine größere Menge im Kilopreis günstiger wird. Kauft man Kirschkerne im 10kg-Sack kostet das Kilo ca. 1,50€. Dinkel ist mit ca. 2,00€ ein bisschen teurer und die Traubenkerne sind mit ca. 2,30€ am teuersten. Die Unterschiede erscheinen jetzt vielleicht noch nicht so wahnsinnig groß, wenn man bedenkt, wie wenig in ein Kissen kommt.

Was Ihr aber beachten müsst ist, dass Ihr unterschiedlich viel Füllung benötigt. Da die Kirschkerne am größten sind und relativ leicht, braucht Ihr für ein Kissen, wie ich es nähe ca. 285g. Wollt Ihr mit Traubenkernen den gleichen Füllstand erreichen, benötigt Ihr 350g und für ein Dinkelkörnerkissen benötigt Ihr sogar 420g. Die Kirschkerne würden hier also 0,43€ kosten, Dinkelkörner 0,70€ und die Traubenkerne sogar 0,80€. Im Endeffekt sind also die Traubenkerne fast doppelt so teuer wie die Kirschkerne.

Der Kuschelfaktor

Zwar ist ein Körnerkissen nicht wirklich dazu da, um es sich auf ihm gemütlich zu machen sondern eher dazu, es z.B. auf den Bauch, in den Nacken oder auf die Stirn zu legen. Aber trotzdem kann es ja nicht schaden, wenn das Kissen gemütlich ist.Der Klassiker, die Kirschkerne landen bei diesem Punkt auf dem letzten Platz. Denn die Kerne sind vergleichsweise groß und somit knubbelig und eher unbequem. Außerdem rascheln sie sehr laut. Sie verströmen erhitzt den Geruch von Kirschen. Das mag nicht jeder, aber ich finde den Geruch sehr angenehm.

Die Traubenkerne sind da schon um einiges anschmiegsamer, da sie viel kleiner sind. Sie rascheln zudem viel leiser. Auch sie verströmen einen feinen Geruch, der ein wenig an Wein erinnert. Auch diesen Geruch mag ich.

Am bequemsten sind jedoch die Dinkelkörner, da sie sehr fein sind und sich somit sehr gut dem Körper anpassen. Außerdem sind Dinkelkörner sehr atmungsaktiv und können Feuchtigkeit prima regulieren. Daher eignen sie sich sogar als Füllung für ganz normale Kissen wie z.B. Nackenhörnchen. Sie rascheln zudem sehr wenig und sind somit die „leiseste“ Füllung. Erwärmt haben sie den am wenigsten aufdringlichen Duft. Er erinnert ganz fein an gebackenes Brot.
Da Traubenkerne und Dinkelkörner sehr klein sind, verrutschen sie im Kissen leicht. Je nach Größe des Kissens kann es deshalb ratsam sein, sie in einzelne Kammern einzuschließen.

Der Wärmespeicher

Koernerkissen_7 Um zu testen, welches der drei Kissen die Wärme am längsten halten kann, habe ich alle drei in der Mikrowelle bei 600 Watt 1 Minute lang erhitzt.

Die Kirschkerne waren danach 57,9°C warm, ähnlich wie die Traubenkerne mit 57,6°C. Die Dinkelkörner waren mit 64,8°C um einiges wärmer. Das liegt daran, dass Getreidekörner einen gewissen Anteil an Feuchtigkeit haben, der sich in der Mikrowelle schneller erhitzt als trockene Materialien.

Dann habe ich alle drei Füllungen ohne die Kissenhüllen abkühlen lassen. Das Kirschkernkissen brauchte bis es auf 50°C abgekühlt war 19 Minuten, das Traubenkernkissen 18 Minuten und das Dinkelkörnerkissen 27 Minuten. Um die drei Füllungen vergleichen zu können habe ich dann noch einmal gemessen, wie lange sie jeweils brauchen um sich von 50°C auf 40°C abzukühlen. Das Kirschkernkissen verlor seine Wärme in 20 Minuten am schnellsten, das Traubenkernkissen in 26 Minuten und das Dinkelkörnerkissen konnte die Wärme in 27 Minuten am längsten halten.
Die Traubenkerne können die Wärme über einen längeren Zeitraum zu speichern als die Kirschkerne, weil in ihnen ein gewisser Öl-Anteil enthalten ist. Dass die Dinkelkörner sogar noch etwas länger warm bleiben liegt daran, dass sie so klein sind und ihre Wärme sehr gleichmäßig abgeben.

Pflege

Theoretisch kann man Kirschkernkissen sowie auch Traubenkernkissen waschen. Bei 30°C im Schonwaschgang (dann allerdings immer im Wäschenetz) oder bei Handwäsche und ohne Waschmittel passiert den Kernen nichts. Allerdings müssen sie danach sehr gut getrocknet werden, da sie sonst faulen können. Ich würde Euch deshalb eher davon abraten, Kirschkern- oder Traubenkernkissen zu waschen, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Ein Dinkelkörnerkissen sollten Ihr allerdings auf keinen Fall waschen, da die einzelnen Körner verkleben und schimmeln können.

Wenn Ihr Euch für die Variante entschieden habt, die Kerne erst in ein Inlay zu füllen, bevor sie dann in die eigentliche Kissenhülle kommen, braucht Ihr das Inlay sowieso eher nicht waschen. Um lange Freude an dem Kissen zu haben, reicht es dann nämlich die äußere Hülle hin und wieder zu waschen.

Fazit


Für welche der drei Füllungen Ihr Euch entscheidet ist nun Euch überlassen. Ich kann allen drei Varianten etwas Gutes abgewinnen. Wenn ich mich aber für eine Füllung entscheiden müsste, würde ich die Dinkelkörner wählen, da sie den größten Kuschelfaktor haben, die Wärme recht lange halten können und preislich im Mittelfeld liegen. Außerdem mag ich den Geruch, der beim Erwärmen entsteht. Das Problem, dass man Dinkelkörner nicht mitwaschen kann umgehe ich, indem ich Dinkelkissen nur mit separatem waschbarem Bezug nähe.

Dicht gefolgt werden die Dinkelkörner aber von den Traubenkernen. Denn diese sind sehr gemütlich, können die Wärme ebenfalls lange halten und haben einen – wie ich finde – schönen Geruch und das Rascheln wirkt vielleicht sogar ein wenig beruhigend. Allerdings sind sie dafür auch am teuersten.
Zu Kirschkernen würde ich dann greifen, wenn ich ein sehr großes Körnerkissen nähen würde, da ich dann mit weniger Füllung auskommen würde und weil die Füllung nicht so schwer werden würde. Außerdem sind sie meine Wahl, wenn ich ein Kissen ohne abnehmbaren Bezug nähe.

 

Worauf muss ich beim Kauf der Füllung achten?

Wichtig ist es, dass Ihr Euch beim Kauf für qualitativ hochwertige Ware entscheidet. Denn wenn beispielsweise die Kirschkerne nicht ganz sauber und trocken sind, fangen sie irgendwann an zu faulen. Außerdem ist es wichtig, dass Ihr so wenig wie möglich „Nebenprodukte“ in Eurer Füllung habt. Bei Traubenkernen wären das beispielsweise noch die Stiele der Trauben. Solche kleinen Partikel erhöhen die Gefahr, dass sich das Kissen im Ofen oder in der Mikrowelle entzündet.
Ich habe meine Körner alle über amazon bestellt. Die Kirschkerne gibt es hier Kirschkerne (amazon)*, die Traubenkerne hier Traubenkerne (amazon)* und die Dinkelkörner hier Dinkelkerne (amazon)*.

So, nun wisst Ihr alles, was Ihr wissen müsst und könnt mit Eurem eigenen Körnerkissenprojekt starten! Viel Spaß dabei! 🙂

 

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41 Comments

  • AnnA

    Hallo Leonie,
    Was die Wahl der Füllung betrifft, so habe ich für kleine Babykissen Amarath gewählt. Es hält am längsten warm (höchste Verdichtung mit den Miniperlen) und vom Wohlgefühl ist es daher am leichtesten für kleine Babybäuche. Inzwischen nehme ich es auch aus diesem Grund gerne für die alten Menschen. Ein Schüsselchen Amarath erwärmt ist für Arthrosehände eine wärmende Wohltat und gleichzeitig eine feinmotorische Bewegungsübung im Sitzen. LG AnnA aus Nordfriesland

  • Nadine

    Hallo Wiltrud, Dinkelspelz werden gern genommen z.B. für Stillkissen oder auch Kopfkissen. Spelz sind die Schale der Dinkelkörner. Wenn man aber ein Kissen haben möchte, was Wärme oder auch Kälte hält, sollte man die Körner nehmen, denn die Spelzen halten nur sehr kurz die Wärme. Die Körner können diese länger speichern. Sind allerdings auch schwerer und weniger voluminös. Ich habe zu den Dinkelkörnern immer ein paar Spelzen dazugegeben um mehr Volumen im Kissen zu haben. … Abgesehen davon kann ich aber Raps sehr empfehlen. Ich persönlich finde es besser als Dinkel. Sie halten die Wärme viel länger als Dinkel, sind preislich ähnlich (habe die von Theraline bestellt) und ganz mini-kleine Körnchen, die nicht drücken, wenn man es sich zB in den Rücken legt. Viel Spaß beim nähen und liebe Grüße, Nadine

    • Leonie

      Hallo liebe Nadine!
      Danke Dir für Deine Antwort! Ich selbst hätte da auch nicht weitergewusst. Also danke Dir für die Aufklärung! 🙂
      Raps werde ich demnächst auch auf jeden Fall einmal ausprobieren!
      Liebe Grüße
      Leonie

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