Holz altern lassen – Holz flammen, Holz bürsten, Holz beizen – Hier die Möglichkeiten im Vergleichstest
Warum Holz künstlich altern lassen?
Wie Ihr wisst, liebe ich individuelle Möbel, die aussehen als hätten sie schon viele Jahre Bestand. Wenn Holz altern konnte und schon richtig gelebt aussieht. Solche Möbel haben einfach einen besonderen Charme, strahlen Wärme aus und haben eine gewisse Anmut.
Mit verschiedenen Techniken kann man Möbel, die noch wenig von solch einem Charme haben, im Shabby Chic oder Vintage Look umgestalten. Das klappt besonders dann sehr gut, wenn man die Möbel streicht.
Was ist aber, wenn man die natürliche Struktur des Holzes nicht überdecken möchte? Was macht man, wenn man einfach nur das Holz altern lassen möchte? Wie kann man aus einem alten Kiefernschrank ein Möbelstück zaubern, das aussieht als wäre es aus Altholz oder Recycling-Holz hergestellt worden? Oder was macht man, wenn man sich ein Möbelstück selber bauen möchte, das aber am Ende aussehen soll, als wäre es schon viele Jahre alt?
Mein Versuchsaufbau
Ich habe viel im Internet recherchiert und mir Tutorials angesehen und dabei eine Menge Möglichkeiten gefunden, wie man Holz tatsächlich innerhalb von kurzer Zeit künstlich um viele Jahre altern lassen kann.
Für Euch habe ich einmal ausprobiert, wie gut die verschiedenen Varianten zum Holz altern funktionieren und welches Ergebnis man jeweils erwarten kann.
Das Holz
Zu diesem Zweck habe ich mir zunächst eine wunderschöne unbehandelte Eichen-Arbeitsplatte aus dem Baumarkt besorgt. Es handelte sich dabei um eine massive Leimholzplatte in einer rustikalen Sortierung: Das Holz hat ein paar Risse und Fehlstellen und sieht recht unregelmäßig aus.
Ein solches Holz könnte ich mir beispielsweise perfekt als Tischplatte vorstellen. Ich ließ es direkt im Baumarkt in viele gleich große Stück schneiden, so dass ich mit diesen Probestücken die verschiedenen Techniken zur Holzalterung ausprobieren konnte. Wie Ihr auf dem Bild unten sehen könnt, sieht das Holz sehr schön unruhig aus, hat dabei jedoch eine recht glatte Oberfläche. Jetzt musste das Holz altern…
Das Vorgehen
Dann testete ich die Methoden, auf die ich im Internet immer wieder gestoßen bin. Im Folgenden könnt Ihr sehen, welche das genau waren und was dabei herausgekommen ist.
Ich muss sagen, dass ich stellenweise überrascht war, wie gut die Techniken funktionieren. Dabei steht keine der beschriebenen Methoden zwangsläufig alleine. Vielmehr ist es so, dass diese Techniken miteinander kombiniert werden können, um das gewünschte Endergebnis zu erreichen. Zukünftig werde ich sicherlich oft auf diese Methoden zugreifen.
Bei allen im Folgenden beschriebenen Techniken zum Holz altern ist es wichtig, dass sich das zu bearbeitende Holz im rohen Zustand befindet. Wenn Ihr so wie ich neues Holz kauft, dann ist es meistens sowieso unbehandelt und kann direkt weiterverarbeitet werden.
Wenn Ihr das Holz eines alten Möbelstücks altern lassen wollt, dann solltet Ihr es vorher gründlich von allen Fetten, Ölen und Lacken befreien. Das geht durch Abbeizen, Ablaugen oder Schleifen. Erst wenn das Holz in seiner rohen Form vorliegt, kann es erfolgreich gealtert werden.
1. Mit Feuer Holz Flammen oder Abflammen
Für eine deutlichere Holzstruktur und eine dunklere Färbung
Eine zunächst sehr brachial wirkende Möglichkeit, sein Holz altern zu lassen ist das sogenannte Abflammen oder Flammen. Dabei wird mit einem Gasbrenner oder Heißluftfön die obere Schicht des Holzes verbrannt.
Hier ist es besonders wichtig, dass das Holz von alten Lacken befreit ist, weil es sonst ziemlich ungesund werden kann!
Zuerst besorgte ich mir also einen Gasbrenner. Gasbrenner gibt es im Baumarkt in verschiedenen Größen zu kaufen. Bei der kleinsten Variante, den sogenannten Lötlampen, verwendet man kleine Gas-Kartuschen, wie man sie auch vom Camping kennt. Sie sind für kleine Lötarbeiten und zum Flambieren gedacht.
Einige BBQ-Fans verwenden sie auch, um dem Grillfleisch den letzten Schliff zu geben. 😉 Hier könnt Ihr sehen, wie so ein Teil aussieht: Amazon Lötlampe*. Ein solches Gerät eignet sich dann gut zum Abflammen, wenn Ihr nur kleine Flächen zu bearbeiten habt, da die Flamme recht klein ist.
Bei der größten Variante hat man einen Griff mit einem langen Rohr mit einer Brennerdüse am Ende, sowie einen Schlauch zum Anschluss an eine Gasflasche. Solche großen Geräte sind dazu gedacht, um beispielsweise Unkraut von Gehwegen wegzubrennen (ein Beispiel könnt Ihr hier sehen: Amazon Profi Brenner*).
Das Vorgehen
Ich habe mir ein Gerät mittlerer Größe geliehen. D.h. ich hatte ebenfalls einen Griff mit einem langen Rohr. Die Brenndüse am Ende war allerdings von mittlerer Größe und ich benötigte auch keine riesige Druckgasflasche, sondern eine Kartusche.
Ich drehte das Ventil am Griff auf und hielt ein Feuerzeug vorne an die Brenndüse und schon konnte es losgehen. Ich nahm mir mein erstes Stück Holz zur Hand, führte die Brenndüse nah an es heran und wartete bis es anfing zu kokeln. Seid dabei bloß nicht zu zimperlich! Das Holz muss richtig anfangen zu lodern und zu qualmen, es reicht nicht, es nur ein wenig anzurußen.
Natürlich solltet Ihr das Ganze draußen an der frischen Luft und zur Sicherheit auf einer feuerfesten Unterlage machen.
Stück für Stück bearbeitete ich das Holz gleichmäßig mit dem Feuer. Auf dem Bild unten könnt Ihr sehen, wie es aussah, als ich damit fertig war, also als das Holz fertig abgeflammt war.
Das Ergebnis
Auf der Oberfläche hatte sich eine dünne Schicht Kohle und Asche gebildet, die nun abgebürstet werden musste.
Mit einer Drahtbürste schrubbte ich die Oberfläche ordentlich ab, bis alle schwarzen Stellen verschwunden waren.
Und jetzt zeigte sich sehr gut, welchen Effekt das Abflammen hat: Auf einmal war die Holzstruktur viel besser seh- und vor allen Dingen fühlbar! Denn bei dem Abflammen verbrennen die weichen Holzfasern, während die härten Jahresringe stehen bleiben.
Nach dem Ausbürsten bildet sich so eine toll strukturierte Oberfläche, die das Holz wie natürlich verwittert erscheinen lässt. Zusätzlich wird das Holz auf natürliche Weise gegen Schimmel- und Insektenbefall geschützt, da der Oberfläche das Wasser entzogen wird und sie sich verhärtet.
Auf dem Bild unten könnt Ihr noch einmal zum Vergleich die Oberflächen vorher und nachher sehen. Links ist das Holz noch sehr glatt, rechts ist es sichtbar strukturiert. Trotz der Struktur fasst sich das abgeflammte Holz sehr schön glatt an.
Ein Nebeneffekt ist dabei auch, dass sich das Holz dunkler färbt. Wie Ihr auf dem Bild unten sehen könnt, hat das helle Eichenholz nun einen warmen Braunton bekommen. Normalerweise reicht es, das Holz nun mit Wasser abzuwaschen, bevor es zum nächsten Bearbeitungsschritt geht. Um zu sehen, ob das Holz selbst bei starker Reinigung wieder hell werden würde, verwendete ich Gallseife und schrubbte die Oberfläche ordentlich ab.
Dabei gingen noch die Reste des verbrannten Holzes ab, der Braunton blieb aber der gleiche.
Das Fazit zum Holz Abflammen
Mir gefällt das Ergebnis extrem gut. Der Braunton strahlt eine tolle Wärme aus und die Haptik ist einfach einmalig. Man fühlt die Struktur des Holzes und insgesamt fühlt es sich verdichtet und somit hochwertiger an.
Ob es echtes „Holz Altern“ ist, darüber lässt sich vielleicht streiten. Aber für mich ist es eine tolle Möglichkeit, aus einem langweiligen neuen Stück Holz ein tolles alt wirkendes Unikat zu kreieren! 🙂
Wenn Ihr Euch das Thema Holz Abflammen noch einmal in bewegten Bildern anschauen möchtet, dann seht Euch gerne noch mein YouTube Video dazu an! Das habe ich aufgrund Eurer großen Nachfrage im Anschluss an die Veröffentlichung dieses Artikels gedreht. 🙂
Nachtrag vom 11. Februar 2018
Falls Ihr Euch fragt, ob man abgeflammte Oberflächen überstreichen kann, dann schaut doch mal bei dem Leserprojekt von Sabine vorbei! Sie hat nämlich genau das mit Kreidefarbe ausprobiert. Sie hat einen alten Kiefernschrank abgeflammt, mit weißer Kreidefarbe überstrichen und dann stellenweise wieder durchgeschliffen, um einen Shabby Effekt zu erzielen.
Das hat wunderbar funktioniert! Keine Flecken oder Verfärbungen in der weißen Farbe und der Kontrast zum dunklen Untergrund sieht super aus! 🙂
2. Holz Bürsten
Für eine deutlichere Holzstruktur
Wer die dunkle Färbung des Holzes, die mit dem Abflammen einhergeht, nicht mag, der kann das Holz auch bürsten. Das Ziel ist das gleiche wie beim Abflammen: Die weicheren Holzteile sollen aus der Oberfläche entfernt und so ein tolle Struktur erzeugt werden.
Zuerst versuchte ich das mit einer Drahtbürste, merkte aber sehr schnell, dass ich hier eine Menge mehr Kraft benötigen würde. Deshalb unterbrach ich erst einmal meine Arbeit und bestellte mir Drahtbürstenaufsätze (Amazon Drahtbürsten-Set*) und eine weichere Topfbürste aus Kunststoff für meine Bohrmaschine (Amazon Nylon-Topfbürste*).
Das Vorgehen
Als diese geliefert wurden, ging es sofort weiter. Ich spannte die Drahtbürste zuerst in meinen Akkuschrauber, später dann in meine Bohrmaschine, da ich ein wenig Angst hatte, den Akkuschrauber etwas zu überfordern. In beiden Fällen aber ging das Bürsten aber sehr gut von der Hand.
Zuerst probierte ich verschiedene Winkel und Richtungen aus, wie man den Schleifaufsatz auf das Holz aufsetzen konnte.
Auf dem Bild unten könnt Ihr sehen, welche Herangehensweise am Ende die beste für mich war. Arbeitet Ihr quer zur Holzmaserung entstehen unnatürliche Kratzer quer zur Holzmaserung. Setzt Ihr den Schleifaufsatz komplett flach auf das Holz auf, dann ist es extrem schwer die Bohrmaschine noch festzuhalten.
Die Maschine hat eine große Kraft und durch die Drehbewegung kann man sehr leicht seitlich abrutschen.
Ich setzte die Drahtbürste also abgeschrägt nur mit der Kante auf und führte sie waagerecht mit der Holzmaserung über das Brett. Auf diese Weise konnte ich die die Zwischenräume zwischen den härteren Jahresringen recht schnell und effektiv herausbürsten.
Das staubte etwas und erforderte auch ein wenig Kraft, aber es funktionierte ganz ausgezeichnet!
Nachdem ich die gesamte Fläche mit dem Drahtbürstenaufsatz bearbeitet hatte, war das Holz noch etwas rau. Aus diesem Grund bearbeitete ich die Oberfläche dann noch einmal mit der Bürste aus Kunststoff.
Dadurch wurde die Oberfläche etwas feiner und erhielt eine tolle Haptik. Auf dem Bild weiter unten könnt Ihr eine Detailaufnahme der Holzstruktur nach dem Bürsten sehen.
Das Ergebnis
Wie auch nach dem Abflammen ist die Struktur nun deutlich sichtbar und vor allen Dingen fühlbar geworden. Im Vergleich zum Abflammen ist die Haptik immernoch etwas rauer und fühlt sich auch nicht so schön verdichtet und hochwertig an.
Zudem kann man auf dem Holz zusätzlich die Kratzspuren erkennen, die beim Abflammen nicht entstehen. Wer aber die natürliche Farbe des Holzes erhalten will, für den ist das Bürsten eine großartige Möglichkeit, dem Holz ein unvergleichliches Vintage-Aussehen zu geben. Ich habe in meinem Fall Eichenholz bearbeitet. Wenn man den Anleitungen und Tutorials im Internet Glauben schenken darf, dann funktioniert das Bürsten aber mit fast allen Holzarten. Nur Buche ist wohl aufgrund ihrer eher feinen Struktur nicht so gut geeignet.
Allen anderen Hölzern kann man mit dieser Technik jedoch ein einzigartiges, rustikales und gelebtes Aussehen verleihen. Ich jedenfalls bin auch von dieser Methode restlos überzeugt! 🙂
Auch hier habe ich im Anschluss an diesen Artikel einen kurzen Film gemacht, den Ihr Euch gerne zum Thema Bürsten ansehen könnt. 🙂
Nachtrag von April 2019
Inzwischen ist sogar ProSieben auf mein Video aufmerksam geworden! 🙂 Zuletzt wurde bei der Sendung Galileo getestet, ob meine Holz-Alterungsmethode auch wirklich funktioniert. Es sollte gezeigt werden, ob auch ein Laie mit meiner Anleitung ein schönes Ergebnis erzielen kann. Und das Fazit war: „Dieser Punkt geht ans Tutorial!“ 🙂 Also, Ihr Lieben, rans ans Werk!
3. Gebrauchspuren erzeugen
Für eine gelebte Holzstruktur
Um eine Holzoberfläche alt aussehen zu lassen, kann es nicht schaden, wenn sie ein paar Macken hat. Gebrauchsspuren lassen sich mit den unterschiedlichsten Hilfsmitteln erzeugen.
Ich habe mir ein paar Utensilien geschnappt, alles was mir in meinem Werkraum nützlich erschien, und das Holz dann bearbeitet.
Das Vorgehen
Als zu bearbeitendes Brett habe ich das gebürstete Holz genommen, da das nun schon eine sehr schön rustikale Struktur hatte. Ein solches Holz kann ich mir beispielsweise wunderbar als Tischplatte vorstellen. Zusätzlich zum verwitterten Aussehen würden sich dann hier ein paar Gebrauchsspuren sicher gut machen!
Zuerst schnappte ich mir einen schweren Hammer und ließ ihn mit Wucht auf das Brett heruntersausen. Je nachdem wie er auf das Holz aufschlug hinterließ er eine flache lange Kerbe oder eine kleine tiefe Delle. Das Ergebnis sieht für mich sehr authentisch aus und könnte genauso auf einem Tisch entstanden sein! 🙂
Dann nahm ich einen Kronkorken und schlug diesen mit dem Hammer in das Holz. Dieser hinterließ weitere interessante Kerben. Sicherlich würde es auch sehr gut mit anderen Gegenständen funktionieren, interessant geformte Kerben zu hinterlassen.
Auf dem Foto kann man auch noch einmal sehr schön die gebürstete Struktur des Holzes sehen.
Um Wurmlöcher zu imitieren nahm ich mir dann einen kleinen Nagel und schlug seine Spitze in die Holzoberfläche. Dabei entstanden zwar ein paar Löcher, nur muss ich sagen, dass diese wiederum nicht so authentisch wirken.
Wahrscheinlich würde das mit einem noch dünneren Nagel besser funktionieren.
Zu guter Letzt nahm ich mir dann noch ein Stemmeisen zur Hand, mit dem ich noch ein paar grobe Kerben in das Holz schlug. Am Ende hatte ich dann ein Stück Holz, das durch das Bürsten nicht nur eine tolle Struktur hatte, sondern nun auch gelebt aussah.
Das Ergebnis
Ich muss sagen, ich fand es herrlich das Holz so zu bearbeiten und das Ergebnis sieht klasse aus! 🙂 Man muss dabei nur aufpassen, dass die Beschädigungen und Wurmlöcher alle unregelmäßig und wie zufällig aussehen. Es soll ja hinterher niemand sagen, die Gebrauchsspuren wären künstlich erzeugt worden, nicht wahr?
Außerdem sollte man aufpassen, dass man es im Eifer des Gefechts nicht übertreibt, denn ist die Macke erstmal drin, ist die so schnell auch nicht mehr auszubügeln. 😉
4. Holz mit Backnatron auslaugen
Für eine vergraute Optik
Für eine gealterte Optik ist nicht nur die Struktur des Holzes entscheidend, sondern natürlich auch seine Farbe. Verwittertes Holz im Freien hat in der Regel einen Grauschleier, der entsteht, wenn die Sonne das Holz ausbleicht. Sicherlich kennt Ihr das von Gartenmöbeln aus Holz.
Eine Möglichkeit Holz innerhalb von kurzer Zeit künstlich ergrauen zu lassen, war laut Internet das Auslaugen mittels einer Backnatron-Lösung.
Das Vorgehen
Dabei wird eine Mischung aus Backnatron und Wasser hergestellt und dick auf das Holz auftragen. Dann soll es mindestens 6 Stunden der Sonne ausgesetzt werden. Ich verwendete klassisches Kaiser-Natron und mischte es mit etwas Wasser.
Nach dem Auftragen ließ ich es im Garten liegen. Das soll das Holz vergrauen lassen.
Nach dem ganzen Tag in der Sonne (an diesem Tag freue ich mich ganz besonders über Sonnenschein 🙂 ) bürstete ich die getrocknete Masse vom Holz herunter. Auf dem Bild unten könnt Ihr das Brett sehen, auf dem ich nach dem Trocknen schon eine Stelle freigelegt habe. Was Ihr dort auch sehen könnt ist, dass das Natron stellenweise gelblich verfärbt ist. Es muss also tatsächlich in irgendeiner Form mit dem Holz reagiert haben.
Nachdem ich das Natron vollständig entfernt hatte und das Brettchen mit Wasser abgewaschen hatte, ließ ich es trocknen und schoss dann das folgende Foto.
Das Ergebnis
Darauf könnt Ihr links das mit Natron behandelte Brettchen sehen und rechts am Rand eines der noch unbehandelten Holzstücke. Die Farbe hat sich also sehr deutlich verändert. Sie ist dunkler geworden und hat einen warmen Gelbstich bekommen.
Mit Natron kann man also tatsächlich einen Effekt auf unbehandeltem Holz erzielen. Grau wird es allerdings nicht wirklich. Und von Holz altern lassen kann man auch nicht sprechen.
Allerdings warten wir aktuell noch auf den Frühling und somit war die Sonne noch nicht ganz so stark. Es könnte daher sein, dass das Ergebnis ein wenig anders ausgefallen wäre, wenn das Brettchen der Sommersonne ausgesetzt gewesen wäre.
5. Holz Beizen
Für eine vergraute Optik
Eine weitere Möglichkeit, Holz vergrauen zu lassen, soll sich mit ganz normaler Holz-Beize bieten. Damit soll der Effekt des Ergrauens durch Sonneneinstrahlung ganz einfach und schnell künstlich erzeugt werden.
Das Vorgehen
Um auszuprobieren wie gut das klappt, habe ich mir eine hellgraue und eine dunkelgraue Pulverbeize von Clou gekauft. Das Pulver wird einfach in heißem Wasser gelöst und schon hat man eine fertige Beize-Lösung.
Diese wird dann beispielsweise mit einem Schwamm auf das Holz aufgetragen. In meinem Fall habe ich die hellere Beize auf die linke und die dunklere Beize auf die rechte Seite eines Holzstücks aufgetragen. Im nassen Zustand kann man von der Färbung noch nicht viel erkennen.
Das Holz wird einfach etwas dunkler. Nachdem die Beize aber vollständig eingezogen und getrocknet ist, kann man das Ergebnis sehr deutlich sehen.
Das Ergebnis
Da das helle Grau wirklich sehr hell geworden ist, habe ich zum Vergleich ein unbehandeltes Stück Holz hinter meinem Probestück aufgestellt.
Zwar ist der Grau-Effekt nicht ganz genau so, wie man es von natürlich sonnengebleichtem Holz kennt. Schon allein weil sonnengebleichtes Holz eine etwas andere Oberflächenstruktur hat.
Aber die Beize lässt das Holz in jedem Fall etwas farbloser und rustikaler erscheinen. Mir gefallen beide Grautöne sehr gut und ich kann mir sehr gut vorstellen, die Beize für eines meiner zukünftigen Projekte zu verwenden.
Bitte bedenkt beim Beizen immer, dass Ihr damit Euer Holz noch nicht schützt. Denn das Beizen ist nichts anderes als das Einfärben von Holz. Die Farbe dringt ein paar Millimeter in das Holz ein, versiegelt es aber nicht.
Aus diesem Grund sollte man das Holz nach dem Beizen beispielsweise mit Wachs oder Öl bearbeiten. Auch Klarlacke kann man verwenden. Bei einer Beize auf Wasserbasis (wie in meinem Fall) solltet Ihr dann aber einen Acryllack auf Kunstharzbasis verwenden, damit Ihr die Beize nicht wieder herauslöst.
Zu den Versiegelungsmöglichkeiten könnt Ihr gerne einmal auf meiner Seite Holzversiegelungen im Vergleich vorbeischauen.
6. Holz mit Essiglösung bearbeiten
Für eine vergraute Optik
Ein sehr häufiges Rezept, das man im Internet auf der Suche nach Möglichkeiten Holz altern zu lassen findet, beinhaltet Essig und Stahlwolle. Mit ganz normalem Essig, den man aus dem Haushalt kennt und ein wenig Stahlwolle soll auch eine Beize hergestellt werden, die das Holz vergrauen lässt.
Das Vorgehen
Um auszuprobieren, wie gut das klappt, schüttete ich etwas Apfelessig in ein Einmachglas und gab ein Stück Stahlwolle aus dem Baumarkt dazu.
Achtung: Verwendet hier auf keinen Fall einen Putzschwamm aus Edelstahl, denn der Stahl muss rosten können!
Dann verschloss ich das Glas und wartete 24 Stunden. In dieser Zeit lösten sich Teile der Stahlwolle in einer chemischen Reaktion in dem Essig auf.
Um die Lösung nun als Beize verwenden zu können goss ich sie durch einen Trichter, den ich mit einem Stück Küchenpapier ausgekleidet hatte, in ein neues Glas.
Das Küchenpapier war dazu da, kleine Partikel der Stahlwolle, die sich gelöst hatten, aufzufangen.
Nun trug ich das Gemisch mit einem Schwamm auf das Holz auf. Dabei ging ich genauso vor wie mit der gekauften Beize. Zuerst sah das Holz nur nass aus, aber dann konnte man quasi dabei zusehen, wie sich das Holz dunkler und dunkler färbte.
Das Ergebnis
Am Ende ist es komplett schwarz geworden! Der Schwarzton hat dabei einen leichten Stich ins Blaue. Auf dem Bild unten habe ich einmal zur Veranschaulichung das mit der Essig-Lösung bearbeitete Holz auf das abgeflammte Stück Holz gelegt.
Ich muss sagen, dass mir der Effekt nicht wirklich gefällt. Nicht nur, dass mir der Farbton viel zu dunkel geworden ist. Mit einem „Vergrauen“ hat das meiner Meinung nach nicht mehr viel zu tun. Mit seinem Blaustich sieht er auch noch recht unnatürlich aus.
Im Internet kann man oft davon lesen, dass man die Stahlwolle sogar mehrere Wochen in dem Essig belassen soll. Je länger die chemische Reaktion, desto kräftiger würde auch das Ergebnis.
Ich habe meine Stahlwolle gerade mal einen Tag lang in dem Essig belassen, was der angegebenen Mindest-Reaktionszeit in dem Essig entspricht. Ich frage mich, wie das Holz wohl aussehen würde, wenn ich es mit einer wochenalten Lösung behandelt hätte!
Ich muss aber auch dazu sagen, dass der Effekt von Holzart zu Holzart sehr unterschiedlich ausfallen soll. Da Eichenholz selbst einen recht hohen Anteil an Gerbsäuren hat, beschleunigt es wohl den Beizeffekt.
Somit könnte mein Eichenholz nur eine Ausnahme sein und auf einem anderen Holz hat die Lösung vielleicht einen ganz anderen Effekt. Da kann ich Euch nur raten: Probiert es einfach aus! 😉
Ich habe mir vorgenommen, demnächst auch einmal andere Hölzer zu testen und zu schauen, wie das Ergebnis wird. Vielleicht ist ein schönes Holz Vergrauen mit der Methode ja doch noch irgendwie möglich. 🙂
7. Holz mit Kaffee färben
Für eine dunklere und warme Färbung
Eine natürliche Methode, um Holz einen Vintage-Charakter zu geben ist das Einfärben mit Kaffee.
Das Vorgehen
Dazu habe ich starken Pulverkaffee mit heißem Wasser übergossen und gut ziehen lassen. Nach dem Abkühlen habe ich dann den Sud auf das Holz aufgetragen und lange einwirken lassen.
Als der Kaffee komplett eingetrocknet war habe ich ihn dann nur noch abgebürstet.
Das Ergebnis
Auf dem Bild unten könnt Ihr links das Ergebnis im Vergleich zu dem unbehandelten Holz rechts sehen. Das mit Kaffee behandelte Holz hat sich durch die Feuchtigkeit leicht aufgeraut und einen leichten Honig-Ton bekommen.
Dadurch wirkt das Holz etwas rustikaler und wärmer. Ob ich diese Methode in meinen kommenden Projekten anwenden werde? Wohl eher nicht.
Denn der Effekt ist zwar ganz nett, jedoch nicht besonders beeindruckend, dafür ist aber die Schweinerei mit dem Kaffee umso größer. 😉
Im Internet finden sich viele Anleitungen, die die Kaffee-Methode mit der Essig-Stahlwolle-Methode verbinden. Hier wird meist zuerst das Holz mit Kaffee und anschließend mit der Essig-Lösung behandelt.
Obwohl ich mir schon denken konnte, wie das Ganze ausgeht, habe ich mein Kaffee-Holz dann noch einmal mit meinem Essiggemisch behandelt. Keine Überraschung: Das Brett wurde wieder vollkommen schwarz. Zumindest bei Eichenholz also keine gute Idee.
Eine mögliche Kombination
Wie schon anfangs erwähnt sind alle der oben aufgeführten und beschriebenen Holzbearbeitungsmöglichkeiten fast beliebig miteinander kombinierbar.
Somit habt Ihr unglaublich viele Möglichkeiten Holz optisch zu verändern. Auf den Bildern unten könnt Ihr eine Kombination sehen, die mir persönlich super gefällt. Das ist das Holzbrett, das ich im ersten Schritt gebürstet habe.
Danach habe ich es dann mit verschiedenen Hilfsmitteln bearbeitet, um Gebrauchspuren darauf zu erzeugen. Anschließend habe ich es noch mit der hellgrauen Pulverbeize von Clou gefärbt. Das Ergebnis ist eine toll strukturierte und vergraute Oberfläche. Die Beize ist besonders tief in die Holzrillen eingezogen und betont die Struktur so noch besser.
Ich kann mir viele tolle Möbel vorstellen, die man mit einem solchen Holz bauen kann. Es muss also nicht immer echtes Altholz sein, mit dem man tolle Vintage Möbel kreieren kann.
Mit ein paar Tricks kann man Holz altern lassen und es lässt sich auch ganz einfaches Baumarktholz in einen Baustoff mit Charakter verwandeln! 🙂
DIY Idee: Einen Loft Tisch selber bauen!
Nach diesem Artikel habe ich mir recht schnell ein Projekt gesucht, bei dem ich die neuen Methoden zum Holz Altern anwenden konnte.
Dabei herausgekommen ist ein großartiger Lofttisch mit einer massiven Eichenholz-Platte. Natürlich künstlich gealtert. 😉
Wenn Ihr Lust habt, dann schaut mal vorbei unter Loft-Tisch selber bauen.
104 Comments
Mónica Perne
Hallo Leonie,
erstmal herzlichen Dank. Tolle Tipps und sehr gut erklärt.
Kann man das gleiche mit Fichtenholz machen? Ich habe mir einen großen Tisch aus unbehandelten Fichtenholz gekauft, den ich etwas zu gelblich finde. Ich würde ihn gern grauer haben, so wie dein letztes, Lieblingsbild. Schaff ich das auch bei Fichtenholz?
Danke schon mal und herzliche Grüße
Mónica
Leonie
Hi!
Ja, Du kannst die Techniken auch bei Fichtenholz anwenden. Die Struktur von Fichtenholz ist anders als die von Eichenholz. Deswegen wird es nicht genauso aussehen, wie auf meinen Bildern. Aber grundsätzlich funktioniert das! Einfach mal ausprobieren! 🙂
Liebe Grüße
Leonie
Angela Sunderkötter
Hallo Leonie!
Kannst du mir sagen, welche graue Beize du benutzt hast?
Leonie
Hi!
Das ist Pulverbeize von Clou. Die gibt es im Baumarkt in kleinen Tütchen, deren Inhalt man in Wasser auflöst. Davon gibt es ein dunkles und ein helles Grau.
Liebe Grüße
Leonie