Stuhl Paul inkl. Test: Bosch PSM 18 LI Akku-Multischleifer
Materialkosten: ca. 130€ (wenn Ihr alles neu kaufen müsst)
Eingesetzte Materialien:
- Synthetikpinsel in verschiedenen Größen (ca. 3€/Stück)
- Grund- und Decklack von Lignocolor (1K-Multi-Siegel) (ca. 15,29€/1Liter)
- Malerkrepp (Abklebeband) (ab ca. 1€/Rolle)
- „Emile“ von Annie Sloan Chalk Paint (29€/1l-Dose)
- „Pure“ Annie Sloan Chalk Paint (29€/1l-Dose)
- „Duck Egg Blue“ Annie Sloan Chalk Paint (29€/1l-Dose)
- Schleifpapier 80er-Körnung (ca. 5€/Rolle)
- Bosch PSM 18 LI Akku-Multischleifer
- Annie Sloan Möbelwachs (Soft Wax clear) (17€/500ml-Dose)
- 1 fusselfreies Tuch

Wie Ihr wisst, bin ich der Meinung, dass das Abschleifen von Möbeln vor dem Streichen nie falsch sein kann, wenn es um die Haltbarkeit des Anstrichs geht. Es gibt Hersteller von Kreidefarbe, die damit werben, dass die Farbe auf allen Untergründen problemlos hält und zwar auch dann, wenn man sie nicht vorbehandelt. Da soll der Anstrich auch halten, wenn man weder grundiert noch die Flächen anschleift. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass die Haltbarkeit der Farben, egal um welche es sich handelt, auf einer glatten Oberfläche eben doch nie so gut sein kann, wie auf einer, die vorher angeschliffen worden ist.
Grundsätzlich schleife ich alle Möbelstücke an
Aus diesem Grund schleife ich meine Möbelstücke mittlerweile fast immer an. Wenn es sich um ein Objekt handelt, was sowieso nur zur Deko gedacht ist und keinen Belastungen ausgesetzt ist, dann spare ich mir den Aufwand auch. Wenn es sich aber um ein Möbel handelt, das später auch genutzt werden soll, wie beispielsweise ein Stuhl, ein Tisch oder eine Kommode, dann würde ich Euch immer empfehlen vor dem Streichen anzuschleifen. Dabei müsst Ihr auch gar nicht viel von der Oberfläche abschleifen. Es reicht, wenn das Holz angeraut ist, so dass die Farbe etwas besseren „Grip“ bekommt.
Wenn Ihr ein lackiertes Möbelstück habt, dass so alt ist, dass der Lack schon abgeplatzt und teilweise lose ist, dann müsst Ihr diesen natürlich so gut es geht entfernen. Einen alten Anstrich aber komplett herunterzunehmen ist in der Regel überhaupt nicht erforderlich.
Bisher habe ich lieber mit der Hand geschliffen
Bisher habe ich die Schleifarbeiten meist mit einem Stück Schleifpapier von Hand vorgenommen. Zwar habe ich auch ein Multifunktionswerkzeug von Bosch (PMF 180E Multi), mit dem man auch schleifen kann. Das habe ich aber aus einem sehr einfache Grund eher selten benutzt: Das Ding war mir einfach zu anstrengend! Denn angeschlossen an Strom und einen Staubsauger macht es einen Höllenlärm und liegt dazu noch sehr schwer in der Hand. Sobald der Schalter umgelegt wurde, war ich einfach nur im Stress und war froh, wenn das Ding wieder aus war. Das Gerät selbst ist relativ schwer, so dass das Arbeiten mit einer Hand als Frau nicht so wirklich funktioniert und dazu hat es mir mit seiner Lautstärke und Kraft immer zugegeben auch ein wenig Angst gemacht.
An sofort nicht mehr mit der Hand schleifen?
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Quasi gleichzeitig konnte ich zwei sehr hübsche Vollholz-Stühle ergattern. An einem davon würde ich mein neues Gerät gleich ausprobieren und ausführlich testen. Meine Kommode Eva, die ich vor einiger Zeit umgestaltet hatte, wünschte sich einen Gefährten im gleichen Design. Diesen sollte Eva nun bekommen. Ich taufte den Auserwählten Paul und schon konnte es mit der Bearbeitung losgehen.
1. Abschleifen – Der Test: Bosch PSM 18 LI Akku-Multischleifer
Handlichkeit
Beim Herausnehmen des Geräts dachte ich sofort: „Och nö, das Ding ist ja doch recht schwer“. Denn so klein es auch ist, durch den Akku wiegt es schon ein bisschen was (1,3kg). Dieser Eindruck verlor sich aber beim Schleifen wieder. Denn ich muss sagen, das Arbeiten ging erstaunlich leicht von der Hand. Insbesondere dann, wenn man den Schleifer auf die zu bearbeitende Fläche auflegen kann, merkt man das Gewicht gar nicht mehr. Senkrecht oder sogar über Kopf zu arbeiten, ist sicherlich etwas anstrengender, aber geht auch noch ganz gut! Wenn ich das mit der Höllenmaschine vergleiche, die ich vorher verwendet habe, dann ist mein neues Gerät ein sanftes Federgewicht! Zudem ist das Gerät so geformt, dass Linkshänder es genauso komfortabel verwenden können wie Rechtshänder (was für mich immer ein wichtiges Kriterium ist 😉 ).
Leistung
Staub
Der Multischleifer hat einen abnehmbaren Auffangbehälter mit integriertem Microfilter für den abgetragenen Staub. Wenn man diesen vom Gerät abnimmt, kann man alternativ auch einen Staubsauger anschließen. Auf dem Bild unten könnt Ihr sehen, wie das Gerät zerlegt aussieht d.h. wenn man den Akku (rechts) und den Filter (links) abnimmt.
Die Staubmaske
Hier aber kurz ein kleiner Exkurs zum Thema Staubmaske: Bisher habe ich nur mit den günstigen Einweg-Staubmasken gearbeitet, die es überall zu kaufen gibt. Diese Dinger haben allerdings zwei große Nachteile: Erstens schließen diese Masken nicht so wirklich dicht mit dem Gesicht ab, so dass man immernoch etwas von dem umherfliegenden Staub ungefiltert einatmet. Und zweitens ist bei diesen billigen Masken der Atemwiderstand sehr hoch, man atmet sich selbst an, wer eine hat, dem beschlägt die Brille und man schwitzt ungemein darunter.
Kurz: Es macht einfach keinen Spaß mit diesen Masken im Gesicht zu arbeiten.
). Die kostet zwar ein paar Euros, aber dafür bin ich jetzt um einiges sicherer und bequemer unterwegs als vorher! Zwar wird es auf Dauer unter dieser Maske auch warm, dafür schließt sie aber perfekt mit dem Gesicht ab und somit beschlägt meine Brille nicht mehr und ich kann wieder sehen, was ich schleife. 😛 Außerdem – und das ist eigentlich das wichtigste – schützt mich die Maske so wirklich viel besser vor dem umherfliegenden Staub, der erwiesenermaßen sehr gesundheitsschädlich sein kann.
Flexibilität
). Dieses Zubehör ist separat erhältlich und kostet jeweils so um die zehn Euro.
Das Zubehör
Wenn Ihr Euch diese Aufsätze bestellen wollt, dann lasst Euch nicht davon irritieren, dass die Bezeichnung des Akku-Multischleifers nicht mit auf der Packung bzw. in der Produktbeschreibung steht. Ich habe nämlich lange recherchiert, ob das nun die richtigen Dinger sind oder nicht und am Ende einfach auf Risiko bestellt. Und danach kann ich kann Euch versichern, dass alle drei Teile einwandfrei auf den PSM 18 LI passen. 😉
).
Mit Hilfe dieser Aufsätze lassen sich nun auch die schwierigsten Stellen an einem Möbelstück erreichen. Der Lamellenschleifer schiebt quasi die vordere Schleiffläche ein Stück nach vorne, so dass man damit auch an Stellen kommt, unter die das ganze Gerät nicht drunter gekommen wäre.
Eine solche Stelle steht Ihr oben rechts auf dem Bild. Die Sitzfläche unter der Verstrebung konnte ich mit dem Aufsatz ganz mühelos bearbeiten.
Ergebnis
Wie Ihr auf dem Bild sehen könnt trägt man eher streifenweise und ungleichmäßig den Lack ab und es besteht die Gefahr, dass die Beine hinterher nicht mehr gleichmäßig rund sind. Für solche Stellen benötigt man auf jeden Fall ein anderes Werkzeug. Selbst die ovale Schleifzunge war hier nicht hilfreich, da sie ja in die falsche Richtung gewölbt ist. Bevor ich die schönen Rundungen an meinem Stuhl verschandelte, legte ich an diesen Stellen dann doch lieber wieder mit meinem altbewährten Schleifpapier Hand an.
Fazit
Ich bin sehr froh, dass ich mir den Multischleifer bestellt habe! Denn er ist ein netter kleiner Helfer, der mir super schnell mühselige Arbeit abnimmt. Auch wenn er nicht immer für alle Teile eines Möbelstücks geeignet ist, weil er im Grunde nur auf gerade Flächen vernünftig arbeiten kann, ist er eine große Hilfe für mich. Dabei muss ich vor dem Gerät keine Angst haben, weil seine Intensität nicht so hoch ist wie bei anderen Geräten. Um mit möglichst wenig Kraftanstrengung zu arbeiten, würde Euch empfehlen, das Möbelstück immer so zu drehen, dass Ihr den Schleifer oben aufsetzen könnt und ihn dann nur noch über die Flächen führen müsst. Meinen Stuhl habe ich beispielsweise seitlich hingelegt um die Seiten mit wenig Kraftaufwand zu schleifen.
Auch noch zu erwähnen sind die sehr praktischen teilbaren Schleifblätter. Die Spitze ist ein gleichschenkliges Dreieck. Dadurch können alle drei Spitzen nach vorne gedreht werden.
Wenn die Spitze des Schleifpapiers also abgenutzt ist, dann muss man nicht gleich das gesamte Schleifblatt wegwerfen sondern kann einfach die Spitze weiterdrehen und mit einer frischen weitermachen. Dabei ist es auch gar nicht nötig die teuren Original-Schleifblätter von Bosch zu kaufen. Ich habe mir gleich ein Paket No-Name Schleifblätter mitbestellt, die nur einen Bruchteil von den Original-Schleifblättern kosten und auch sehr gute Bewertungen haben (Link zu amazon: Klett-Schleifblätter).
Wenn Ihr also öfters Möbel bearbeiten wollt oder Ihr vielleicht ein großes Projekt, wie beispielsweise einen Kleiderschrank vor der Brust habt, dann kann ich Euch empfehlen, diese kleine Investition zu tätigen und Euch den praktischen Helfer ins Haus zu holen. Mit meinem habe ich auf jeden Fall schon Freundschaft geschlossen. 🙂
2. Grundieren
Ich verwendete für Paul den Grund- und Decklack von Lignocolor. Der kann sowohl als Grundierung als auch als Versiegelung verwendet werden. Er lässt sich sehr einfach auftragen und hat, im Gegensatz zu manch anderer Grundierung, keinen besonders aufdringlichen Geruch.
3. Anstrich in Weiß
4. Anstrich in Lila
5. Sitzfläche und Verzierungen
Der Stuhl war nun deckend gestrichen und nirgendwo schaut mehr das Holz hervor. Trotzdem sollte nun noch weitere Farbe folgen. Die Sitzfläche wurde (wie schon die Ablagefläche bei Eva) im Farbton „Duck Egg Blue“ gestrichen, ebenfalls ein Ton von Annie Sloans Chalk Paint.
Außerdem strich ich nun mit einem kleinen Pinsel weitere Teile des Stuhls in lila und dem blau-grünlichen Farbton an, so dass er etwas lebendiger wurde. Abgeklebt habe ich die Übergänge zu den angrenzenden Farben nicht, da das Ergebnis dann zum einen mehr nach Handarbeit aussieht und zum anderen werden die meisten Übergänge sowieso später angeschliffen. Ob man frei Hand saubere Linien gezogen hat ist spätestens dann auch egal, da die Übergänge so oder so unregelmäßig aussehen.
6. Wachsen
7. Anschleifen
Der Grund ist ganz einfach: Beim Schleifen löst sich die Kreidefarbe in Form von einem ganz feinen Kreidestaub von der Oberfläche. So kann bunter Kreidestaub, wie beispielsweise der von den Tönen „Duck Egg Blue“ und „Emile“ auf die weiß gestrichenen Teile fallen. Wenn diese Teile dann nicht schon mit Wachs versiegelt sind, kann es passieren, dass sich dieser feine Staub so fest in der porösen Oberfläche festsetzt, dass Ihr ihn nicht mehr herunter bekommt. Dann habt Ihr ungewollt bunte Verfärbungen auf den weiß gestrichenen Flächen.
8. Wachs-Finish
Im letzten Schritt bearbeitete ich dann auch noch einmal den gesamten Stuhl mit dem farblosen Wachs und Paul war fertig.
In Zukunft würde er der Kommode Eva Gesellschaft leisten und würde sich dabei nicht hinter ihr verstecken müssen. 🙂



7 Comments
Dietz Cramer
Hallo Leonie,
habe gerade Deinen Stuhl “ Paul “ gesehen. Bei dem Stuhl handelt es sich um einen Walzenstuhl aus dem vorletzten Jahrhundert. In diesem Stuhl sollte eigentlich ein Wienergeflecht als Sitzfläche eingearbeit sein.Die Leinholzplatte passt nicht so ganz zum Stil des Stuhles.
Ich habe selbst solche Stühle aufgearbeitet.Die beste Metode ist den Stuhl komplett auseinander nehmen
abschleifen und neu verleimen, und dann wieter bearbeiten.
Viele Grüße,
Dietz
Leonie
Hey Dietz!
Interessante Info, danke Dir dafür! Dass der Stuhl im Original einer Wienergeflecht hatte, da wäre ich nicht drauf gekommen. 😉
Liebe Grüße
Leonie
Anonym
Liebe Leone, habe gerade einen 1 × 2 Meter großen Spiegel aus Mahagoni mit der Hand geschliffen, abgesaugt und jetzt einmal mit weißem Lach gestrichen. Das mit der Grundierung wusste ich nicht. Muss ich noch mal weiß streichen? Kann ich zum Schluss auch eine Holzlasur nehmen?
Leonie
Hallo!
Ist denn das Ergebnis auch ohne Grundierung schön geworden? Dann musst Du natürlich nicht noch einmal streichen. Wenn sich der frische Anstrich allerings verfärbt hat, dann müsstest Du den Lack noch einmal herunternehmen, dann grundieren und im Anschluss noch einmal weiß streichen 🙁
Eine Holzlasur kannst Du alternativ natürlich auch verwenden, aber nur dann wenn Du den Lack wieder komplett abschleifst. Denn Lasur kann man nicht auf Lack streichen.
Liebe Grüße,
Leonie
Alex | Der Wohnsinn
Hallo Leonie,
danke für diese ausführliche Anleitung. Dein Stuhl ist schön geworden! Ich finde es toll, dass du auch die Arbeitszeit und Materialkosten mit dazuschreibst. Für Anfänger ist das sehr hilfreich!
Liebe Grüße,
Alex
Nadja Scheuble
Liebe Leonie,
habe Deinen Blogg soeben entdeckt und mich über die nützlichen Tipps, gerade in Bezug auf die verwendeten Farben, sehr gefreut.
Bei meinem heute gestarteten Projekt handelt es sich um einen Teewagen, welcher dem Sperrmüll zum Opfer fallen sollte, allerdings seitens meines Freundes davor bewahrt werden konnte. Bei meinem ersten Versuch (Esstisch) habe ich noch einen Delta-Schleifer (von Bosch) zum Einsatz gebracht, bei dem Wägelchen werde ich das Abschleifen nur mittels Schleifschwämmchen-& Papier vornehmen. Das Arbeiten mit Holz und die Ruhe währenddessen hat etwas Kontemplatives und bietet einen schönen Ausgleich zum Bürojob…
Kurzum, Deine Homepage ist sehr ansprechend gestaltet und es wird bestimmt nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich diese besucht habe.
Herzliche Grüße
Nadja Scheuble
Leonie
Hey Nadja!
Ich freue mich, dass Dir meine Seite gefällt 🙂 Und ich stimme Dir zu, das werkeln hat für mich auch etwas Meditatives 😉
Liebe Grüße,
Leonie