Nähen mit Musselin – Der Test: Besser ungewaschen und noch glatt verarbeiten?
Musselin Stoff kennt Ihr mit Sicherheit von Spucktüchern und Windeln für Babys. Doch aus Musselin kann man nicht nur Spucktücher herstellen. Ihr könnt daraus auch wunderbar Babydecken oder Kleidung für Babys nähen. Denn die Vorteile von Musselin liegen auf der Hand: Der Stoff kann in der Regel bei 60°C gewaschen und getrocknet werden. Man braucht ihn nicht bügeln und er ist schön kuschelig.
Nachteil von Musselin: Der Stoff ist alles andere als glatt!
Aber einen Nachteil hat der Stoff dann irgendwie doch. Musselin ist etwas bauschig und – wenn man so will – knitterig. Was beim Tragekomfort und beim Kuscheln ein Vorteil ist, ist beim Verarbeiten eine Herausforderung. Denn diesen knittrigen Stoff zuzuschneiden und zu vernähen ist gar nicht so einfach.
Wenn Ihr den Stoff fabrikfrisch kauft, dann ist er noch relativ glatt. Das knitterige Aussehen bekommt Musselin erst so richtig nach dem ersten Waschen und Trocknen.
Wenn Ihr schon ein wenig Erfahrung habt mit dem Nähen, dann wisst Ihr, dass man Stoffe immer erst waschen soll, bevor man sie verarbeitet. Denn dann ist gewährleistet, dass sie nach dem Verarbeiten nicht noch einlaufen und sich das genähte Stück im schlimmsten Fall noch verzieht.
Muss Musselin zwingend vor dem Vernähen gewaschen werden?
Aber trifft das auch auf Musselin zu? Es wäre doch viel einfacher Musselin Stoff zu verarbeiten, wenn man den Stoff ausnahmsweise mal nicht vorher wäscht.
Solange Musselin ungewaschen ist, sollte er sich ja eigentlich prima zuschneiden und verarbeiten lassen.
So die Theorie. Wäre es also wirklich so schlimm, wenn man hier einmal auf das Waschen vorher verzichtet? Ich habe es für Euch ausprobiert und im Folgenden findet Ihr das Ergebnis.
Musselin Stoff – So sieht er vor und nach dem Waschen aus
Wenn Ihr Euch Musselin Stoff kauft, dann hat er zwar schon eine gewisse Struktur. Im Vergleich zum gewaschenen Musselin ist er jedoch noch recht glatt. Auf dem folgenden Foto seht Ihr den ungewaschenen Musselin.
Auf dem nächsten Foto könnt Ihr gewaschenen und auch noch unverarbeiteten Musselin Stoff sehen. Ihr könnt schon auf den ersten Blick erkennen, dass die Struktur eine ganz andere ist. Der Stoff ist aufgebauscht und hat sich gitterförmig etwas zusammengezogen.
Babydecke nähen aus Musselin
Ich habe es also gewagt und habe eine Babydecke aus ungewaschenem Musselin genäht. Zunächst einmal habe ich die zwei unterschiedlichen Stoffe zugeschnitten. Hierbei möchte ich anmerken, dass der eigentliche Stoff der Gleiche ist. Die Stoffe unterscheiden sich nur in Farbe und Muster.
Wie zu Erwarten klappte der Zuschnitt ganz prima und ich hatte schnell zwei Rechtecke in jeweils 70x100cm Größe. Diese nähte ich nun rechts auf rechts aufeinander und ließ eine kleine Wendeöffnung offen. Nach dem Wenden der Decke steppte ich den Rand ringsum noch einmal ab und verschloss dabei gleichzeitig die Wendeöffnung. Wichtig: Hier verwendete ich immer elastische Stiche!
Das Ergebnis – So sieht die Babydecke aus Musselin aus
So sah dann die fertige Decke aus. Noch ungewaschen und somit noch recht glatt. Nun wurde es spannend. Ich steckte die Decke in die Waschmaschine und wusch die Babydecke bei 60°C. Danach steckte ich sie in den Trockner. Hier ist das Ergebnis:
Die Decke ist nun wie zu erwarten etwas bauschiger, flauschiger und knittriger geworden.
Was man aber auch erkennen kann: Die Kanten sehen etwas wellig aus. Bei Musselin ganz normal?
Der Ergebnis-Vergleich: Musselin ungewaschen vs. Musselin gewaschen
Zum Vergleich nähte ich jetzt noch eine zweite Babydecke. Wieder der gleiche Stoff nur wieder andere Farben und ein anderes Muster.
Dieses Mal wusch ich den Stoff vorher ordnungsgemäß. Der Zuschnitt war jetzt wie zu erwarten etwas zeitaufwändiger und nerviger. Denn schließlich verzieht sich der knittrige Musselin Stoff gerne. Durch die bauschige und etwas zusammengezogene Form ist er in alle Richtungen ziemlich elastisch, was ein sauberes Zuschneiden recht schwer macht. Auch das Vernähen ging nicht ganz so leicht von der Hand wie beim ungewaschenen Stoff.
Doch das Ergebnis ist am Ende ein ganz anderes. Die fertigen Kanten sehen deutlich flacher aus! Um ein hundertprozentig vergleichbares Ergebnis zu haben, habe ich diese Decke dann auch noch einmal gewaschen und getrocknet und dann mit meiner ersten Decke verglichen.
Auf dem folgenden Bild seht Ihr oben die zweite Decke, die ich genäht habe. Unten die, die ich erst nach dem Nähen gewaschen habe.
Da wird der Unterschied dann doch recht deutlich. Selbst bei einer so einfachen Form verzieht sich der Stoff deutlich! Dagegen sind die Kanten bei der zweiten Decke recht flach.
Erst jetzt habe ich das Maßband zur Hand genommen und einmal nachgemessen, wie viel von der zuerst genähten Decke übriggeblieben ist. Und spätestens jetzt war klar, dass es überhaupt keine gute Idee ist, auf das Waschen des Stoffes vor dem Verarbeiten zu verzichten! Denn meine Decke ist am Ende nicht mehr 70x100cm groß sondern 63x72cm! 😣 D.h. der Stoff ist nicht nur insgesamt ordentlich eingelaufen, sondern auch noch total unregelmäßig! Kein Wunder, dass das Endergebnis dann keine flachen Kanten hat…
Mein Fazit also: Wenn Ihr Musselin verarbeiten möchtet, dann ist es leider zwingend erforderlich, dass Ihr den Stoff vorher wascht. Auch wenn das bedeutet, dass Zuschnitt und Nähen mehr Zeit und Nerven kostet!
Einen einfachen Schlafsack für Babys nähen – Passend für alle Größen
Im Folgenden findet Ihr nun noch eine Mini-Anleitung und das dazu passende Schnittmuster für einen ganz einfachen aber ungemein praktischen Schlafsack aus Musselin.
Denn wenn das Baby zwischendurch am Tag einschläft, dann hat man nicht immer gleich den großen Schlafsack für die Nacht zur Hand. Da ist es super praktisch, wenn man einen einfach anzuziehenden Schlafsack hat, der das Baby beim Nickerchen zwischendurch ein wenig wärmt.
Die Größe ist so ausgelegt, dass er im gesamten ersten Lebensjahr passen sollte, vielleicht sogar noch etwas länger. Werden die Beine länger, dann zieht Ihr den Schlafsack einfach nicht mehr ganz so hoch.
Schritt 1 – Schnittmuster herunterladen, ausdrucken, zusammenkleben und ausschneiden
Hier habe ich für Euch das Schnittmuster, das Ihr benötigt: Schnittmuster_Schlafsack_SIY. Ladet es Euch einfach herunter und druckt es Euch aus. Achtet darauf, dass der Drucker das Motiv nicht verkleinert. Er sollte so eingestellt sein, dass das Schnittmuster auf sechs DINA4-Seiten ausgedruckt wird.
Dann klebt Ihr alle sechs Seiten zusammen und schneidet Euch die Form aus.
Schritt 2 – Musselin Stoff zuschneiden
Nun könnt Ihr den Musselin Stoff zuschneiden – vorausgesetzt Ihr habt ihn vorher einmal gewaschen. 🙂 Bitte beachtet, dass Ihr noch eine Nahtzugabe hinzufügen müsst! Wenn Ihr nur einen leichten Schlafsack nähen möchtet, dann braucht Ihr nur ein Vorder- und ein Rückteil. Wenn Ihr Euren Schlafsack lieber etwas wärmer hättet, dann schneidet das Teil einfach vier Mal aus. Am Ende ist der Schlafsack dann zweilagig.
Schritt 3 – Schlafsack zusammennähen
Wenn Ihr die Kanten der Schnitt-Teile versäubert habt (ich habe meine Overlock dafür genutzt), dann geht es ans Zusammennähen. Ihr legt Euch die zwei Teile für Außen rechts auf rechts aufeinander und schließt die Naht ringsum. Das gerade Stück oben lasst Ihr dabei natürlich offen. Ganz wichtig auch hier wieder: Arbeitet überall mit elastischen Nähten! Wenn Ihr Stoff für ein Innenfutter ausgeschnitten habt, dann näht Ihr nun auch die inneren beiden Teile zusammen.
Schritt 4 – Bündchen annähen
Was jetzt noch fehlt ist ein Bündchen. Für mein Schnittmuster braucht Ihr dafür ein 38cm breites Stück Bündchen-Stoff, das ca. 40cm hoch ist.
Ihr faltet dieses Stück nun einmal so, dass die längeren Kanten aufeinander liegen und die rechte Seite innen. Dann schließt Ihr die Kante. Anschließend wendet Ihr den Ring und faltet ihn nun entlang der kürzeren Seite. Dieses Mal liegt die rechte Seite außen.
Nun müsst Ihr das Bündchen nur noch an Euren Schlafsack nähen und fertig! Wer zweilagig genäht hat, der kann nun auch prima einen Wendeschlafsack nähen. Denn dann näht Ihr den Innensack an die innere Kante des Bündchens und den Außensack an die äußere Kante des Bündchens. Dabei lasst Ihr eine kleine Wendeöffnung. Wendet Euren Schlafsack und dann sieht das Ganze ungefähr so aus.
Jetzt schließt Ihr nur noch die Wendeöffnung per Hand. Dann könnt Ihr den inneren Sack in den äußeren stecken. Damit nichts mehr verrutschen kann, steppt Ihr dann das Bündchen noch einmal ringsum ab. Wenn es schnell gehen soll, dann könnt Ihr natürlich auch das Bündchen ganz normal in einem Schritt an die beiden Stofflagen annähen.
So einfach und so schnell habt Ihr einen einfachen Schlafsack für ein Baby genäht. Der eignet sich auch super als Geschenk für eine frisch gebackene Mama. Vielleicht wollt Ihr dafür sogar noch den Namen auf den Sack sticken oder ähnliches. 🙂
Tipp zum Stoffverbrauch:
Da der Schlafsack ziemlich breit ist, werdet Ihr feststellen, dass der Stoffverbrauch recht hoch ist. Aber Ihr könnt Euch das Schnittmuster in beliebig viele Teile teilen. Wie Ihr auf den folgenen Fotos sehen könnt, habe ich das auch gemacht. Mit dem Stückeln der Teile könnt Ihr kreativ mit verschiedenen Stoffmustern spielen und seid gleichzeitig beim Zuschnitt viel flexibler. Mit ein wenig Fleiß könnt Ihr so sogar eine Patchwork-Version nähen.