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Mein großes Polster-Tutorial Teil 1 – Ein einfacher Hocker

Jetzt kommt ein Hocker. 🙂 Schon in der Vergangenheit habe ich Euch das ein oder andere Polster-Projekt von mir gezeigt. Das erste war mein Polsterstuhl World, danach kamen Violetta, Blümchen und zuletzt Pierre & Louis.

Da Ihr Euch aber noch viel mehr für das Polstern interessiert und, weil ein Video immer noch ein bisschen mehr zeigen kann, als ein bloßer Artikel, möchte ich Euch nun mit Stolz mein 4-teiliges großes Polster-Tutorial präsentieren. 🙂

Alle Polstermaterialien, die ich in dieser Polster-Tutorial-Reihe verwende, wurden mir von www.polstereibedarf-online.de kostenfrei zur Verfügung gestellt. Wenn Ihr noch Fragen zu den einzelnen Produkten habt, dann fragt mich gerne.

Ich habe insgesamt vier Sitzmöbel neu gepolstert und sehr ausführliche Videos dazu gedreht. Die Videos für die einzelnen Projekte findet Ihr jeweils am Ende der vier Artikel. Dabei steigt mit jedem Projekt ein wenig die Schwierigkeitsstufe. Und was ist mein Ziel? Ich möchte Euch zeigen, dass Polstern gar nicht so schwer ist, wie viele von Euch denken! Mit ein wenig Mut, viel Geduld und unzähligen Tacker-Klammern kriegt auch Ihr es auf jeden Fall hin, ein altes Polstermöbel wieder vorzeigbar zu machen! 🙂

Dabei habe ich nicht den Anspruch, genauso zu polstern, wie es ein Profi machen würde. Das maße ich mir gar nicht an! Ich möchte Euch einfach zeigen, wie auch ein Laie wie ich, so ein Projekt prima mit möglichst wenig Aufwand selbst hinbekommen kann! Zumindest die ersten drei meiner Projekte sollten für keinen von Euch ein Problem darstellen! Mein letztes Objekt war schon etwas kniffeliger, wobei ich auch das am Ende ganz gut hingekriegt habe, denke ich… 😉

Aber ich will noch gar nicht so viel verraten. Jetzt viel Spaß beim Lesen, Video-Schauen und vor allen Dingen später ganz viel Erfolg beim Nachmachen!

Damit Ihr es noch leichter habt beim Werkeln, gibt es zu dieser Reihe auch noch ein E-Book, das Ihr Euch am Ende des Artikels ganz einfach und natürlich kostenfrei herunterladen könnt. Einfach ausdrucken und mitnehmen in Eure Garage, Euren Keller oder wo auch immer Ihr Basteln möchtet. 🙂

Tipps vorneweg

Bevor es zum ersten Projekt geht, möchte ich Euch ein paar grundsätzliche Dinge mit auf den Weg geben, die für alle folgenden Polsterprojekte gelten.

  1. Immer erst entkernen und dann neue Materialien kaufen. Denn erst, wenn Ihr das alte Polster vollkommen auseinandergenommen habt, seht Ihr was Ihr eigentlich alles braucht, wenn Ihr das Polster wieder aufbauen wollt!
  2. Verwendet zum Lösen der alten Tackerklammern einen guten Nagelheber. Seine Spitzen kann man jeweils unter die Klammern schieben oder notfalls darunter schlagen und dann lassen sie sich ganz einfach anheben.
  3. Legt Euch einen elektrischen Tacker zu! Denn ich kann Euch sagen, dass Ihr mit einem manuellen Tacker keinen Spaß haben werdet! In der Regel sind die Rahmen von Sitzmöbeln aus Buchenholz, das zur härtesten Holzart gehört! Schon das Entfernen der alten Klammern ist mühselig. Wenn Ihr nun aber manuell neue Klammern hineintreiben wollt, dann wird Euch ganz schnell die Lust vergehen. Also leiht oder kauft Euch auf jeden Fall eine elektrische Version, bevor Ihr loslegt! Welchen Tacker ich verwende? Den hier: Amazon Bosch Tacker.

 

Polsterobjekt Nr. 1 – Ein einfacher Hocker

In diesem Artikel starte ich mit einem ganz einfachen Hocker. Auf dem Bild seht Ihr, dass er schon einiges mitgemacht hat. Auf meiner letzten Baustelle musste er als Sitzgelegenheit herhalten und spätestens seitdem war er ganz eindeutig reif für eine Überarbeitung. 😉 Selber Polstern Tutorial 7

 

1. Hocker demontieren

Bevor es so richtig losgehen kann, muss ein Polster-Objekt immer erst entkernt werden. D.h. Ihr müsst alle Materialien entfernen, die erneuert werden sollen. Das Polster meines Hockers war auf den Rahmen geschraubt. Also war der erste Schritt, die vier Schrauben auf der Unterseite vom Hocker zu lösen und das Polster dann einfach abzunehmen. So war das Polster sehr schnell vom Rest des Hockers getrennt und ich konnte beides jeweils separat bearbeiten.

 

2. Rahmen neu streichen

Da es in diesem Artikel hauptsächlich um das Polstern gehen soll, erkläre ich Euch hier nur ganz schnell, wie ich das Gestell vom Hocker aufgearbeitet habe. Im ersten Schritt habe ich es gründlich gereinigt, dann die Oberfläche etwas mit Schleifpapier angeraut und dann habe ich es mit kupferfarbener Kreidefarbe neu gestrichen. Die Oberfläche war sehr glatt, eine Art Folien-Laminierung, und deshalb rutschte die Farbe beim ersten Anstrich sehr. Selber Polstern Tutorial 10 Mit jedem Anstrich deckt die Farbe aber in solchen Fällen besser. Bei meinem Hocker waren am Ende vier Anstriche nötig, bis die Oberfläche perfekt war.

 

3. Polster entkernen

Während die Farbe auf meinem Rahmen trocknen konnte, widmete ich mich weiter dem Polster. Auf der Rückseite des alten Polsters war eine dünne Pappe aufgeklebt, um die ausgefransten Ränder des Bezugstoffes zu kaschieren. Um die abzureißen, musste ich nur ein paar Tackerklammern lösen.

Nachdem die Pappe entfernt war, kam eine einfach Pressholzplatte zum Vorschein, über die der Rand des Bezugstoffes geschlagen worden war. Auch der war festgetackert worden. Selber Polstern Tutorial 8 Also galt es noch ein paar mehr Klammern zu lösen. Danach konnte ich den Stoff dann aber abnehmen und sehen, was darunter lag. Und das war wie erwartet nicht besonders viel. Auf die Hocker-Holzplatte war einfach ein Stück Schaumstoff geklebt worden. Das riss ich nun herunter und schon hatte ich die Holzplatte komplett freigelegt.

 

4. Neuer Schaumstoff mit Polstervlies

Die lästigste Arbeit war damit getan und es konnte mit den neuen Polstermaterialien weitergehen. Ich nutzte die Holzplatte als Schablone und schnitt mir ein neues Stück Schaumstoff auf die richtige Größe zu. Das klebte ich dann mit Sprühkleber auf die Holzplatte. Dafür verwendete ich einen speziellen Kleber, der für solche Polsterarbeiten gedacht ist. Viel gibt es nicht zu beachten. Man sprüht lediglich beide Seiten, die zusammengeklebt werde sollen mit dem Kleber ein und wartet dann fünf Minuten, bis er ein wenig angetrocknet ist. Dann werden die beiden Teile zusammengepresst und fertig.

Als nächstes machte ich mit Polstervlies weiter. Im alten Polster war dieses Material nicht verwendet worden. Trotzdem ist es immer ratsam, Polstervlies über den Schaumstoff zu spannen. Denn dieses schützt den Schaumstoff am Ende vor der Reibung des Bezugstoffes. Bestimmt habt Ihr das schon einmal in einem alten Polster gesehen, wenn die Oberfläche des Schaumstoffs schon ganz körnig geworden ist.

Aber nicht nur zum Schutz ist das Polstervlies eine sinnvolle Sache. Es eignet sich zudem auch noch hervorragend, um das Schaumstoffpolster in Form zu bringen. Denn in der Regel wird das Polstervlies, genauso wie am Ende der Bezugstoff, über die Kanten gezogen und dann festgetackert. Beim Ziehen des Vlieses über die Kanten spannt Ihr das Material und ganz automatisch rundet Ihr so die Kanten des Schaumstoffes ab. Nach der Befestigung des Vlieses ist die Sitzfläche schön geformt und bereit für den Bezugstoff. Damit der Stoff am Ende nicht zu viel ausgleichen muss, achtet am besten schon jetzt darauf, dass das Vlies perfekt glatt an den Kanten aufliegt und es sich keine Wellen zwischen den Tackernadeln bilden. Setzt ruhig viele Klammern, eine direkt neben die andere, bis alles schön flach anliegt.

 

5. Bezugstoff anbringen

Auf das Muster achten

Der Stoff, den ich verwendet habe, hat ein symmetrisches kleines Muster mit einem kleinen Rapport. Das bedeutet, dass sich das Muster sehr schnell wiederholt. Bevor Ihr Bezugstoff kauft, müsst Ihr unbedingt darauf achten, wie das Muster aussieht. Denn je größer das Muster, also je größer der Rapport, desto mehr Stoff müsst Ihr tendenziell einplanen. Denn nur so könnt Ihr sicher sein, dass Ihr am Ende genau den Musterausschnitt auf der Sitzfläche habt, den Ihr Euch wünscht.

Fadenlauf beachten

Im ersten Schritt lege ich mir den Stoff immer erst einmal oben auf das Polster auf und bringe es in die richtige Position. Dabei ist darauf zu achten, dass der Stoff gerade liegt und zwar nicht nur, was das Muster betrifft! In der Regel hat jeder Stoff einen Fadenlauf, d.h. eine Webrichtung. Dieser verläuft immer parallel zur Webkante und normalerweise ist ein Stoff in eine Richtung immer ein bisschen stärker dehnbar, als in die andere Richtung. Wer von Euch schon einmal genäht hat, der weiß wovon ich spreche.

Beim Polstern ist nun wichtig darauf zu achten, dass der Fadenlauf parallel zur Außenkante des Polsters verläuft. Legt Ihr ihn diagonal auf, dann kann das nicht nur komisch aussehen, sondern durch die unterschiedliche Dehnbarkeit, kann sich der Stoff auch unschön verziehen. Schaut gerne unten in mein Video rein, da seht Ihr noch einmal etwas genauer, was ich meine. 😉

Stoff tackern

Wenn Ihr den Stoff nun final ausgerichtet habt, dann steckt Ihr ihn Euch am besten irgendwie fest, damit er nicht mehr verrutschen kann. Am besten funktioniert das mit Polsternadeln. Die fixieren den Stoff, so dass er auch nach dem Umdrehen des Polsters noch auf der gleichen Position liegt. Anschließend kann der Stoff dann auf der Unterseite festgetackert werden.

Wichtig ist, dass Ihr zu jeder Tackernadel, die Ihr setzt auch möglichst sofort einen Gegenzug auf der gegenüberliegenden Seite schafft. D.h. Ihr tackert zuerst beispielsweise mittig auf einer der langen Seiten fest, geht dann direkt auf die gegenüberliegende Seite und setzt auch dort eine Klammer. So könnt Ihr verhindern, dann sich der Stoff während des Tackerns doch nochmal diagonal verschiebt.

Wie hoch muss die Spannung auf dem Stoff sein? Tja, das ist ein bisschen Gefühlssache. Grundsätzlich solltet Ihr den Stoff schon strammziehen, aber nicht so strammt, dass er sich verzieht. Wenn Ihr einen gemusterten Stoff verwendet, dann könnt Ihr sehr gut erkennen, ob der Stoff zu stramm sitzt. Das ist nämlich genau dann, wenn das Muster verzerrt ist.

Die Ecken

Die größte Herausforderung beim Polstern sind immer die Ecken. Aber keine Angst, im Grunde ist es gar nicht so schwer, diese sauber hinzubekommen! Stellt Euch einfach vor, Ihr würdet ein Geschenk einpacken! Denn das funktioniert nicht viel anders. Ziel ist es, den Stoff über der Ecke so einzuschlagen, dass nur eine einzige Falte entsteht und der Rest des Stoffes flach anliegt. Da muss man im Zweifelsfall einfach ein bisschen rumprobieren, aber am Ende klappt es auf jeden Fall. Hierzu noch ein kleiner Tipp von mir: Tackert den Stoff an den langen Seiten möglichst nicht bis ganz zur Ecke fest. Denn je mehr Stoff an den Ecken noch lose ist, desto mehr Spielraum habt Ihr, um den Stoff schön einzuschlagen.

 

6. Kaschieren mit Spannvlies

Jetzt sah mein Polster zwar von oben toll aus, von unten aber konnte man jetzt noch die Fransen des Stoffes sehen. Um die zu kaschieren schnitt ich mir ein Stück von einem Spannvlies aus. Das ist ein spezielles Gewebe, mit dem Polstermöbel von der Unterseite versehen werden, um das Innere des Polsters unsichtbar zu machen. Dieses Stück musste ich jetzt nur noch festtackern und dann war das Polster fertig.

 

7. Polster montieren

Und das war es dann auch schon fast! Jetzt musste ich das neue Polster nur noch zurück auf den Hocker montieren. Die vier Schrauben waren schnell versenkt und schon war der Hocker fertig.

Ihr seht, schwer war das Ganze wirklich nicht. Für eine Sitzgelegenheit dieser Art braucht Ihr keinerlei spezielle Polsterer-Fertigkeiten, nur ein kleines bisschen handwerkliches Geschick. 😉 Selber Polstern Tutorial 13 Selber Polstern Tutorial 14

Hier das komplette Video zu diesem Projekt. Viel Spaß beim Schauen! 🙂

Alles noch einmal in Ruhe nachlesen? Dann druckt Euch doch einfach noch mein E-Book aus! 🙂

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Weiter geht es eine Schwierigkeitsstufe höher mit einem Stuhl, der einen Federkorb hat. Wenn Ihr mögt dann geht es weiter mit Mein großes Polster-Tutorial Teil 2 – Ein Stuhl mit Federkorb.

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2 Comments

  • Anja

    Ich bin gerade über Deine Seite gestolpert und hab nach einigem begeisterten Stöbern dieses Projekt entdeckt. Ich hab zwar keinen alten Hocker, der was Neues braucht, aber ich hab mir schon lange einen gewünscht, den ich nach meinen Ideen gestalten kann. Das Tolle ist, daß ich nie wusste, was ich alles benötige und vor allem wo ich das Zeug her bekommen kann. Das hast Du auch erklärt und ich bin begeistert! Einzige Vorgabe ist zur Zeit eine Tiefe von 30 cm, weil ich mir sonst die Zehen ab laufe, wenn ich dran vorbei laufe 🙂 Und ob man nun einen Hoker erst auseinandernimmt und dann wieder schön macht, oder einen neuen nimmt und dann schön macht, ist auch egal! Wichtig ist wahrscheinlich nur, daß die Befestigung der Sitzplatte richtig ist. Ich hatte INGOLF und TINIUS von Ikea im Auge, aber beim Studium der Montageanleitungen habe ich festgestellt, daß TINIUS nicht geht, INGOLF schon. Ich denke, ich muss vielleicht etwas längere Schrauben besorgen bei den Material dazwischen, aber sonst sollte das gehen. Wenn…. wir also umgezogen sind und uns einigermaßen eingerichtet haben, werde ich mir meinen kleinen Traum erfüllen. Achja: Wie dick sind Dein neuer Schaumstoff und das Vlies?

    • Leonie

      Hey Anja!
      Du hast Recht, ich denke mit INGOLF kann Dein Plan gut funktionieren! Du brauchst nur längere Schrauben, Schaumstoff (meiner war 3cm dick), Vlies (meins hatte 100g/m2 Gewicht), Stoff und einen guten Elektrotacker (denn die Holzoberfläche von INGOLF ist recht hart).
      Liebe Grüße und viel Spaß beim Werkeln! 🙂
      Leonie

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