So arbeitet Ihr einen Buffetschrank im Shabby Chic Stil auf
Materialkosten: ca. 220€ (wenn man alles neu kaufen muss)
Eingesetzte Materialien:
- Anlauger & Entfetter (100gr Pulver ca. 6€)
- 2 flache Synthetikpinsel (ca.3€/Stück)
- Holz Reparatur-Spachtel (ca. 15€/1kg)
- 1 Japanspachtel (ca. 2,50€/4 Stück im Set)
- Schleifpapier 80er-Körnung (ca. 5€/Rolle)
- Holzisoliergrund von Schöner Wohnen in Weiß (ca. 15€/750ml-Dose)
- 1 Schaumstoffroller (ca. 2€)
- Annie Sloan Chalk Paint „Pure“ (29€/1l-Dose)
- 1 Pure Bristle von Annie Sloan (29,95€)
- Malerkrepp (Abklebeband) (ab ca. 1€/Rolle)
- 1 kleiner Borstenpinsel (ca. 1€)
- Annie Sloan Chalk Paint „Paris Grey“ (29€/1l-Dose)
- Annie Sloan Möbelwachs (Soft Wax clear) (17€/500ml-Dose)
- 1 großer runder Pinsel, synthetische Borsten (ca. 3€)
- 1 fusselfreies Tuch
- Möbelgriffe und -schrauben (10 Stück ca. 60€)

In unserem Wohnzimmer fehlte noch ein Buffetschrank. Als ich eines Tages beim Stöbern bei eBay Kleinanzeigen einen solchen zum Verkauf entdeckte, dauerte es nicht lange und ich hatte wieder ein neues Projekt in meiner Garage. Aufgrund der Größe musste ich mir für einen Nachmittag einen Transporter mieten um den Schrank nach Hause zu kriegen. Das funktionierte aber zum Glück alles problemlos.
Ein besonderes Shabby Chic Aussehen kann ein Möbelstück auch dann bekommen, wenn es nicht die typischen abgenutzten Ecken und Kanten hat, insbesondere dann wenn man mit Kreidefarbe arbeitet, die alleine schon jedem Möbelstück ein einzigartiges Flair verleiht. Aber seht selbst und schaut wie es Euch gefällt.
Bisher war dieses Projekt mein aufwändigstes und die Arbeit zog sich aufgrund der vielen Arbeitsschritte und der Größe des Möbels über mehr als drei Wochen. Ich finde aber, es hat sich gelohnt.
1. Reinigung
Der Schrank war aus farblos lackiertem, massivem Kiefernholz. Den Aufsatz konnte man einfach herunternehmen, weiter war der Schrank aber nicht auseinander zu montieren.
Da ich die einfachen runden Griffe durch neue Möbelgriffe ersetzen würde, die zum Shabby Chic Look passen, montierte ich sie ab.
Auch dieses Möbelstück ist jahrelang im Einsatz gewesen und wies dementsprechend Verschmutzungen auf. Ich hatte vor, das gute Stück mit Chalk Paint von Annie Sloan zu streichen. Es wird viel damit geworben, dass diese Farbe auf allen Untergründen ohne jegliche Vorbereitung hält. Man könne sich nicht nur das Anschleifen sparen sondern – abgesehen von groben Verschmutzungen – selbst das Reinigen.
Um diese sehr hartnäckigen Ablagerungen entfernen zu können, rührte ich mir eine Anlauger- und Entfetter-Lösung an (ich verwende den von Molto, gibt’s auch bei amazon: Molto Anlauger & Entfetter) und trug sie mit einem Pinsel mit Kunststoffborsten großzügig auf allen Flächen auf. Dabei deckte ich den Boden gut mit Folie ab und trug Handschuhe. Außerdem ließ ich die Garage auf, um für eine gute Belüftung zu sorgen. Mehr zum Thema Holzreiniger habe ich hier zusammengefasst: Holzreiniger.
2. Spachteln und Bohren
Vor dem Anstrich habe ich mir Gedanken über die neuen Möbelgriffe gemacht. Für die Türen stellte ich mir Griffe und für die Schubladen Klöppel (Hängegriffe) aus silbernem Metall vor. Da beide Griffarten optisch zusammenpassen sollten, war es gar nicht so einfach, etwas im Internet zu finden. Schließlich wurde ich bei einem kleinen Internetshop fündig, der sich auf Möbelgriffe spezialisiert hat.
Wenn Ihr auf der Suche nach Spachtelmasse seid, werdet Ihr eine riesige Auswahl finden. Denn es gibt viele verschiedene Anbieter und viele verschiedene Arten von Spachtel. Da es mir zu aufwändig war die Spachtelmasse selbst anzurühren, wählte ich den Holz Reparatur-Spachtel von molto (auch bei amazon erhältlich: Molto Holz Reparatur Spachtel). Er ist schon fertig angerührt und somit sehr praktisch anzuwenden. Man öffnet den Deckel, nimmt sich raus was man braucht und kann ihn dann wieder so verschließen, dass die Spachtelmasse noch lange gebrauchsfähig bleibt. Nach dem Trocknen ist sie genauso weiter bearbeitbar wie Holz, d.h. man kann sie z.B. schleifen und lackieren.
Die von mir gewählte Spachtelmasse ist relativ grob und körnig, denn sie ist zur Reparatur größerer Risse und Löcher gedacht. Wenn Ihr feinere Ausbesserungen machen wollt, würde ich Euch eine dünnere Textur empfehlen. Die gibt es z.B. auch sehr praktisch gebrauchsfertig in Tuben.
Erst Spachteln
Nachdem die Masse in den Löchern getrocknet war, habe ich die Oberfläche mit etwas Schleifpapier bearbeitet um einen wirklich ganz flachen Übergang hinzubekommen, den man nach dem Überstreichen nicht mehr sehen würde.
Dann Bohren
Um das fertige Möbelstück am Ende nicht mehr als nötig strapazieren zu müssen, bohrte ich schon jetzt die Löcher für die neuen Griffe. So konnte ich mit einem Bleistift in Ruhe alles anzeichnen und mit Hilfslinien arbeiten, da ich die Bleistiftstriche ja wieder übermalen würde. Außerdem würde ich vermeiden, dass ich beim Bohren ungewollte Spuren hinterlasse, wenn z.B. das Holz um die Bohrlöcher splittern sollte. Mit einer Akkubohrmaschine und einem kleinen Holzbohrer war dies auch sehr schnell erledigt.
3. Abkleben
4. Anstrich Weiß
Nun konnte ich mit der Kreidefarbe von Annie Sloan loslegen. Auch wenn es sicherlich viele sehr gute Pinsel für weniger Geld gibt, konnte ich es nicht lassen mir den Original-Pinsel, die Pure Bristle von Annie Sloan zu kaufen. Mit knapp 30€ ein sehr teurer Pinsel. Aber nachdem ich im Internet immer wieder gesehen habe, wie er angewendet wurde, bin ich schwach geworden. Mehr zu diesem Pinsel schreibe ich hier: Pinsel von Spezialmarken.
Grundieren nicht vergessen
Da man bei alten Holzmöbeln und insbesondere bei solchen aus Kiefernholz nicht sicher sein kann, ob diese durch aufgetragene Farbschichten durchbluten (was das genau ist, schreibe ich hier: Grundierungen), strich ich erst einmal nur eine der Türen und eine kleine Schubladenfront. Beim Auftragen der Farbe sah auch alles ganz gut aus, aber schon 10 Minuten nach dem Anstrich sah ich genau das, was ich nicht sehen wollte: Die weiße Farbe färbte sich stellenweise gelb! Insbesondere an den Stellen, die ich bei den gespachtelten Bohrlöchern gerade noch mit Schleifpapier behandelt habe, kamen die Flecken sehr deutlich hervor. Das Schleifen hat also scheinbar die noch versiegelnde Lackschicht entfernt, so dass die Holzinhaltsstoffe nun ungehindert durch die Kreidefarbe nach außen treten konnten.
Da es hier auch nicht helfen würde mehrere Farbschichten übereinander aufzutragen, musste ich einen Zwischenschritt mit Holzisoliergrund einlegen (näheres dazu hier: Grundierungen). Ich verwendete den DurAcryl Holzisoliergrund von Schöner Wohnen in der Farbe „reinweiß“. So würde ich später nur noch eine Schicht der Kreidefarbe benötigen um ein deckendes Ergebnis zu erzielen. In meinen aktuellsten Projekten arbeite ich inzwischen meistens aber mit einem farblosen Lack, der Shabby Chic Versiegelung von Lignocolor (Amazon Lignocolor Shabby Chic Versiegelung*). Die riecht nicht ganz so chemisch und lässt sich super einfach verarbeiten.
Mit einem Schaumstoffroller trug ich also die Grundierung nun gleichmäßig auf dem gesamten Möbelstück auf. Auf dem Bild unten könnt Ihr sehen, wie der Schrank nach diesem Anstrich aussah.
Streichen mit Kreidefarbe
5. Abkleben und Versiegeln
Um den Schrank interessanter zu gestalten, wollte ich die Ablagefläche und die Rückseite in Grau streichen, anstatt alles in Weiß zu halten.
Indem Ihr aber mit der gleichen Farbe wie darunter nochmals über das Klebeband malt, stellt Ihr sicher, dass nur diese Farbe hinter das Klebeband läuft, was ja nicht schlimm ist, weil die gleiche Farbe darunter ist. Diese Farbschicht versiegelt nun das Klebeband vollständig. Nach dem Trocknen kann die Kante dann mit der zweiten Farbe übermalt werden.
6. Anstrich Grau
Nun strich ich die noch fehlenden Flächen mit Annie Sloans Chalk Paint in der Farbe „Paris Grey“. Anders als bei der weißen Farbe ist das Grau schon im ersten Arbeitsgang perfekt deckend gewesen. Auf dem Bild mit der Nahaufnahme der grau gestrichenen Ecke (oben) könnt Ihr die strukturierte Oberfläche der Kreidefarbe im Detail sehen. Bei der Kreidefarbe kann es hin und wieder passieren dass kleine Kreideklümpchen in der gestrichenen Oberfläche kleben bleiben. Ein solches Klümpchen könnt Ihr ebenfalls auf dem Bild erkennen. Es ist aber nicht nötig sich die Arbeit zu machen, diese aus der frisch gestrichenen Fläche herauszufischen. Nach dem Trocknen lassen sich solche Unebenheiten einfach mit etwas Schleifpapier flach schleifen.
7. Wachsen
Das Wachs gab ich häppchenweise auf einen Pappteller, auf dem ich den Pinsel immer wieder abklopfen und abstreichen konnte, wenn ich das Gefühl hatte, zu viel Wachs auf einmal erwischt zu haben. Beim Wachsen wird die gestrichene Farbe immer ganz leicht dunkler. Auf Weiß ist das nicht wirklich sichtbar, aber auf dunkleren Farben kann man so sehr gut erkennen, wo man mit dem Pinsel schon gewesen ist und wo nicht.
Immer wenn ich eine kleine Fläche mit dem Pinsel bearbeitet hatte, bin ich direkt mit einem fusselfreien Tuch in kreisenden Bewegungen hinterher gegangen, um eventuell überschüssiges Wachs zu entfernen, es nochmal richtig in die Oberfläche einzuarbeiten und die Fläche zu polieren. Dabei könnt Ihr ruhig mit viel Druck arbeiten, um eine gleichmäßige Verteilung des Wachses zu gewährleisten. Wichtig ist dabei, dass das Tuch wirklich sauber und fusselfrei ist! Denn wenn auch nur die kleinsten Partikel im Tuch sind, dann reibt Ihr diese mit in das Wachs und dann ist es eine echte Sisyphos-Arbeit diese wieder zu entfernen.
Das Ergebnis
Am Ende entsteht eine sehr schön glatte und leicht glänzende Oberfläche. Auf dem Bild unten könnt Ihr sehen, wie die Ablagefläche kurz nach dem Wachsen aussah.
Die Pinselstriche in der grauen Farbe sind noch sehr gut erkennbar und die Oberfläche sieht schön edel aus. Den Unterschied zwischen der noch unbehandelten und der gewachsten Oberfläche werdet Ihr sofort spüren. Die pure Farbe ist rau und pudrig und jedes kleine Staubkörnchen und Schmutzpartikelchen bleibt dort hängen und man hat kaum eine Chance Flecken zu entfernen. Als ich eine Tür aus Versehen mit leicht schmutzigen Händen angefasst habe, blieb mir nichts anderes übrig als noch einmal über die Flecken zu streichen. Die versiegelte Oberfläche ist hingegen schön glatt und unempfindlich. Nach dem Aushärten kann man sie reinigen wie jedes andere Möbelstück auch.
8. Möbelgriffe

Nach vielen Stunden Arbeit ist ein – wie ich finde – toller Shabby Chic Buffetschrank entstanden, der ein tolles Flair in mein Wohnzimmer bringt.



72 Comments
Laura
Hallo Leonie,
ich habe mir ebenfalls vorgenommen, so einen massiven Buffetschrank in weiss zu streichen und dieser steht bereits in der Garage. Ich habe einwenig Angst davor, da ich solch ein Projekt der Renovierung noch nie in Angriff genommen habe.
Trotz der tollen Tipps ist mir noch unklar, ob der Schrank vor der Grundierung noch abgeschliffen worden muss oder nicht?!
Gruss Laura
Leonie
Hallo Laura!
Normalerweise ist es immer besser ein altes Möbelstück vor seinem Anstrich abzuschleifen, damit die neue Farbe besser hält. Für ein Shabby Chic Objekt halte ich das aber in den meisten Fällen für überflüssig. Annie Sloan wirbt z.B. extra damit, dass man die alten Möbel überhaupt nicht vorbehandeln muss sondern gleich mit der Kreidefarbe beginnen kann. Ich habe außerdem die Erfahrung gemacht, dass durch das Schleifen des Holzes noch viel eher die Gefahr des Durchblutens besteht.
Wenn Du vor dem Anstrich mit Kreidefarbe Grundierung verwendest, muss natürlich diese ebenfalls auf dem Untergrund halten. Bisher war aber auch das bei meinen Projekten kein Problem!
Ich würde also sagen, so lange von Deinem alten Möbelstück nicht schon der Lack abblättert, d.h. der Untergrund fest ist, reicht es, wenn Du es ordentlich sauber machst. Und dann kannst Du schon mit der Grundierung beginnen.
Auch wenn es Dein erstes Projekt ist, trau Dich einfach! 🙂 Du wirst sehen, es ist nicht so schwer wie Du jetzt vielleicht denkst!
Liebe Grüße,
Leonie
Sinja Gatzweiler
Das sieht wirklich klasse aus! 🙂
Wir schauen uns heute Abend einen Massivholzschrank an.
Ich habe dann das gleiche geplant, nur nicht mit grauem Absatz sondern am liebsten einem in
Nussbaum Optik. Gibt es so etwas auch? Nussbaumöl oder Lasierung?
Reicht es wenn man das Holz abschleift und so lange ölt bis die Farbe entsprechend aussieht?
Gruß Sinja
Leonie
Hallo Sinja!
Und? Hast Du den Massivholzschrank ergattert? 🙂
Verstehe ich es richtig, dass Du den Schrank auch mit Kreidefarbe streichen möchtest und nur den Absatz dann in Holzoptik? Dafür kannst Du sehr gut eine dunkle Lasierung verwenden. Lass Dich da am besten in einem Baumarkt beraten, denn es kommt drauf an, welches Holz die Basis ist und welche Vorbehandlung es hat. Wahrscheinlich musst Du es dann vor der Lasierung anschleifen.
Als Alternative dazu könntest Du aber auch mit Kreidefarbe versuchen einen Holzoptik-Effekt hinzukriegen. Ich habe sowas gerade bei meinem aktuellen Projekt gemacht. Schau doch mal unter „News“. Da habe ich gerade eine Holzkonstruktion gestrichen.
Ich würde mich freuen, wenn Du mir berichtest wie Du Dich entschieden hast und wie es geworden ist! Auf jeden Fall viel Spaß bei Deinem Projekt! 🙂
Liebe Grüße,
Leonie
Franzi
Was hat der Schrank gekostet???
Leonie
Hallo Franzi,
den Schrank habe ich für 50,-€ bei eBay-Kleinanzeigen erstanden. War aber tatsächlich ein echtes Schnäppchen und man muss schon ein wenig Glück haben und so gutes Ausgangsmaterial zu so einem Preis zu bekommen.
Für den Transport musste ich mir leider sogar noch einen Transporter mieten… Aber letzten Endes hat sich der Aufwand gelohnt. 🙂
Viele Grüße,
Leonie
Margret K.
Hallo Leonie!
Toller Schrank! Ich habe noch eine alte Kommode von meiner Tante. Sobald ich Urlaub habe werde ich versuchen die zu streichen. Da sind aber Holzgriffe dran, die sich nicht abschrauben lassen. Kann ich die auch mit der Kreidefarbe anmalen? Danke und Gruß
Leonie
Hallo Margret,
natürlich kannst Du die Holzgriffe auch anmalen. Für eine bessere Haftung der Farbe solltest Du sie aber in jedem Fall gut mit Anlauger und Entfetter reinigen, da gerade sie in der Vergangenheit sicherlich oft angefasst worden sind. Wenn Du die Kreidefarbe von Annie Sloan verwenden möchtest, dürfte Dir am wenigsten passieren, denn hier wird immer damit geworben, dass die Farbe selbst ohne Vorbereitung auf nahezu allen Untergründen haftet! Mehr zu der Farbe findest Du in meinem Kapitel „Farben und Lacke“.
Gutes Gelingen!
Liebe Grüße,
Leonie