Shabby Chic Stuhl Frederic inkl. Test: Stoffe mit Kreidefarbe anmalen?
Materialkosten: ca. 80€ (wenn Ihr alles neu kaufen müsst)
Eingesetzte Materialien:
- Synthetikpinsel in verschiedenen Größen (ca. 3€/Stück)
- Annie Sloan Chalk Paint “Paris Grey” (29€/1Liter)
- Annie Sloan Chalk Paint “Pure” (29€/1Liter)
- Grund- und Decklack von Lignocolor (1K-Multi-Siegel) (ca. 15,29€/1Liter)
- Malerkrepp (Abklebeband, flexibles und normales) (ab ca. 1€/Rolle)
- Schleifpapier 80er-Körnung (ca. 5€/Rolle)

Um das zu testen habe ich einen hübschen Stuhl ergattert, der mit einem sehr gut erhaltenen Samtstoff bezogen ist. Diesen taufte ich Frederic und würde ihn nun nach der altbewährten Technik Lack-Holz-Kombination in ein Shabby Chic Objekt verwandeln. Dieses Mal sollte eben auch noch der Stoff mit gestrichen werden.
Dazu habe ich einen kleinen Film gedreht, in dem Ihr Euch meinen Test ansehen könnt:
Polster streichen
1. Wässern
Im ersten Schritt soll man den Stoff erst einmal nass machen, damit er die Farbe besser aufnehmen kann. Ich verwendete dazu einen großen Pinsel, mit dem ich dann reichlich Wasser in das Polster einarbeitete. Am Ende war der Stoff sehr nass und somit perfekt für den Anstrich vorbereitet.
2. Anstrich mit Kreidefarbe
Nach dieser kurzen Vorbereitung konnte es dann auch schon mit der Kreidefarbe losgehen. Ich habe mir für Frederic den Farbton Paris Grey ausgesucht.


Die Idee beim Streichen von Stoffen mit Kreidefarbe ist, die Farbe in dem Stoff versickern zu lassen und sie nicht nur oben auf dem Stoff liegen zu lassen. Aus diesem Grund soll man die Farbe beim Auftragen auch immer wieder mit Wasser mischen, damit sie dünn genug ist, um im Stoff zu verschwinden. Mit einem großen Pinsel kam ich ganz gut voran und hatte recht schnell sowohl die Sitzfläche als auch die Rückenlehne gestrichen. Die Farbe, die nicht auf dem Polster, sondern auf dem Holz des Stuhls landete, ließ sich anschließend ganz einfach mit einem nassen Lappen abwischen. Abkleben braucht man die Polster also eigentlich nicht.
Nun hieß es erst einmal abwarten. Denn die Farbe musste jetzt trocknen und bei den Mengen Wasser, die im Polster verschwunden sind, dauerte das einen ganzen Tag.
Nach 24 Stunden war das Polster dann endlich ganz durchgetrocknet. Das Ergebnis sah aber leider noch nicht besonders überzeugend aus. Zwar hatte der Stoff die Farbe angenommen, jedoch nur sehr unregelmäßig und nicht wirklich deckend. Damit hatte ich schon gerechnet. Doch auch nach dem zweiten Anstrich war das Ergebnis noch nicht perfekt. Zwar war das Ergebnis jetzt schon viel gleichmäßiger, aber zufrieden war ich noch nicht. Also musste auch noch ein dritter Anstrich her. Als dieser dann durchgetrocknet war, war das Ergebnis so, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Noch war der Stoff allerdings sehr hart und rau. Das sollte sich im nächsten Schritt ändern.
3. Schleifen
Denn nach dem Trocknen der Farbe soll man den Stoff mit Schleifpapier bearbeiten, um die Partikel der Kreidefarbe, die nicht eingezogen sind, vom Stoff zu entfernen. Ist schon ein komisches Gefühl Stoff zu schleifen, aber dafür wurde er jetzt wieder weicher. Perfekt samtig ist das Ergebnis dann am Ende jedoch auch nicht geworden. Man kann schon noch fühlen, dass der Stoff behandelt worden ist. Ein Blick in den Farbtopf ließ mich zudem etwas erschrecken. Denn für die kleinen Flächen hatte ich fast einen halben Liter der Farbe verbraucht.
4. Absaugen
Damit der Stuhl nicht staubig bleiben würde, mussten die Polster nun gründlich abgesaugt werden. Danach konnte man dann wieder etwas von der ursprünglichen Farbe des Stoffes sehen, also perfekt deckend war auch der dritte Anstrich offensichtlich nicht. Wenn es nach Annie Sloan geht, dann könnte man optional den Stoff jetzt noch mit ihrem farblosen Wachs bearbeiten, um ihn so besser zu schützen. Der Stoff würde dann mehr eine Lederoptik bekommen. Da ich aber fand, dass der Stoff schon hart genug war, sparte ich mir diesen Schritt.
Also war ich mit Stoff nun fertig. Auch wenn er sich nicht mehr so schön anfühlt wie vor dem Streichen, optisch gefällt mir das Ergebnis eigentlich ganz gut. Zwar ist die Farbe nicht deckend und auch etwas fleckig, aber das passt im Grunde ganz gut zu einem Shabby Chic Objekt.
Haltbarkeitstest und Fazit
Nun interessierte mich aber noch brennend, ob die Farbe abfärbte und wie sie sich verhalten würde, wenn sie nass wird. Dazu holte mich mir ein helles und ein dunkles Stock Stoff und rieb es jeweils einmal trocken und einmal nass über die Sitzfläche. Das Ergebnis war leider ernüchternd, denn schon bei ein wenig Reibung im trockenen Zustand färbt die Farbe ab.
Wenn Ihr mich nun fragen würdet, ob man Stoffe mit Kreidefarbe anmalen kann, dann würde ich sagen: Ja, grundsätzlich kann man das machen. Man kann direkt mit dem Farbauftrag starten ohne vorher abzukleben, man kann damit Stoffen einen schönen Vintage-Charakter verleihen und sich so z.B. das Neu-Polstern sparen. Aber dabei muss man beachten, dass das Ganze sehr zeitaufwändig ist, weil man mehrere Anstriche braucht, zwischen denen lange Trocknungszeiten liegen. Zudem benötigt man recht viel Farbe, mit der man auf Holz sehr weit kommen würde.
Ein echtes Umfärben funktioniert auch nicht, weil das Ergebnis auch nach drei Anstrichen noch nicht deckend ist und der Stoff ist auch nach dem Schleifen noch recht hart und fühlt sich rau an. Das größte Manko jedoch ist die Tatsache, dass der Stoff abfärbt. Mein Stuhl Frederic ist somit nur noch als Deko Objekt zu gebrauchen.
Für Dekostoffe vielleicht geeignet
Vielleicht klappt das Streichen mit Kreidefarbe auf anderen Stoffen besser oder das Wachs hätte meinen Stoff optimal versiegelt. Wenn es nach meiner Erfahrung geht, dann würde ich Euch jedoch das Anmalen von Stoffen mit Kreidefarbe nur dann empfehlen, wenn es sich um kleine Flächen von Deko-Gegenständen handelt. Dabei ist es dann vielleicht auch gar nicht so wichtig, dass die Farbe perfekt deckt. Ich kann mir beispielsweise sehr gut vorstellen, dass man nur eine Schicht der Farbe auf einen bunt gemusterten Stoff aufträgt, so dass dieser einen „Vintage-Schleier“ bekommt.
Für Polstermöbel absolut nicht zu empfehlen
Für Stoffe, die aber beansprucht werden, wie beispielsweise die von Polstermöbeln, kann ich Kreidefarbe überhaupt nicht empfehlen. Da werde ich zukünftig eher versuchen, mit einem neuen Stück Stoff selbst neu zu polstern oder das Möbelstück direkt zu einem Polsterer geben.
Streichen des Stuhls
5. Vorbereitung Holzanstrich
). Denn dieser entfernt wirklich sehr zuverlässig Fette und alte Verschmutzungen. Bei meinem Stuhl allerdings hielt ich das nicht für notwendig. Hier genügten mir ein Küchenschwamm und etwas Spülmittel.
Wenn es nach Annie Sloan geht, dann muss man Möbelstücke nicht anschleifen, wenn man sie mit Kreidefarbe streichen möchte. Ich aber bin der Meinung, dass Anschleifen nie schaden kann, um der Farbe einen besseren Halt zu geben. Also raute ich die Oberflächen mit einem Stück Schleifpapier leicht an. Anschließend klebte ich die Polster ab, die nun nicht mehr mitgestrichen werden sollten.
6. Grundierung
Um mir diesen Ärger zu sparen grundiere ich inzwischen fast alle meine Shabby Chic Objekte, bevor ich sie mit Farbe anstreiche.
7. Anstrich
8. Shabby Finish
Zum Schluss ging es wie immer an das Shabby Chic Finish. Mit einem Stück Schleifpapier rieb ich die weiße Farbe an Ecken, Kanten und hervorstehenden Teilen ab. Das Holz, das so wieder zum Vorschein kam, bildet nun einen tollen Kontrast zum weißen Anstrich.
9. Versiegelung
Wie immer bei Kreidefarbe ist es wichtig, das Ergebnis am Ende zu versiegeln. Denn Kreidefarbe allein ist einfach zu empfindlich und zu schmutzanfällig. Um mit Kreidefarbe gestrichene Möbel alltagstauglich zu machen, kann man Wachs oder Klarlack verwenden. Wenn Ihr Euch für die Vor- und Nachteile interessiert, dann schaut doch mal in meinen FAQ nach. Ich bevorzuge meistens Klarlack, da dieser einfach aufzutragen ist und das Möbelstück optimal schützt.
Nun war Frederic also fertig. Zwar wird er nicht als Sitzgelegenheit genutzt, dafür macht er sich aber sehr gut als Deko-Objekt in einer Raum-Ecke.
Ich habe den zweiten Teil der Verwandlung von Frederic ebenfalls in einem Video festgehalten. Anhand von diesem Stuhl erkläre ich Euch einmal das Standard-Vorgehen beim Streichen von Möbeln im Shabby Chic Look. Wenn Ihr mögt, dann schaut doch da auch einmal rein.



5 Comments
Leonore
Möglicher Weise färbt die Farbe auf dem Textil des Stuhles ab, da du den Schritt mit dem Wachsen des Stoffes ausgelassen hast. Ich habe gelesen, dass genau das das abfärben verhindern soll.
Liebe Grüße!
Leonie
Hi Leonore,
ja, das kann sein. Hast Du es einmal mit Wachs probiert? Ich bin vor dem Gedanken, dass das Wachs den Stoff noch härter macht etwas abgeschreckt gewesen… :/
Liebe Grüße
Leonie
Anonym
Ehrlich gesagt finde ich es total schade, diesen schönen alten Stuhl durch den Shabby-Anstrich so zu modernisieren.
Sabine
Hallo, ich habe ebenfalls eine Berta. Sie ist rosa geworden und heisst dicke berta. Wie kann ich ein Foto schicken?
LG Sabine
Leonie
Hallo Sabine!
Ui, da bin ich aber gespannt! Schicke mir die Bilder gerne direkt an info@shabby-it-yourself.de 🙂
Liebe Grüße
Leonie