Tagesbett Matratze mit Polsterstoff beziehen – So wird Euer Daybed zum Sofa!
Ihr habt ein Tagesbett oder Daybed zuhause, das Euch hauptsächlich als Sofa dient? Es hat eine richtige Matratze und sieht deshalb aber einfach immer aus wie ein Bett statt wie ein gemütliches Sofa?
Kein Wunder, denn einfach nur mit einem Bettlaken bezogen kann so ein Tagesbett keinen richtigen Charme entwickeln.
Ich zeige Euch hier, wie Ihr das mit einem einfachen Überzug aus einem hochwertigen Möbelstoff ändern könnt. So wird aus jedem Daybed ein echtes Sofa. 🙂
Ich habe das beliebte HEMNES Tagesbett von IKEA in meinem Atelier stehen. Es wird wirklich nur sehr selten zum Schlafen genutzt. Hauptsächlich ist es ein Sofa. Aber es sah einfach immer aus wie ein Bett. Wie soll es auch anders sein mit so einem Bettlaken? Zwischendurch habe ich mir mit einem schönen Plaid geholfen, das ich um die Matratze geschlagen habe. Aber das war auch keine adäquate Lösung.
Dazu müsst Ihr wissen, dass das HEMNES Tagesbett für zwei Personen ausgelegt ist. Man kann einen zweiten Lattenrost herausziehen und schon hat man zwei Liegeflächen. Dafür benötigt man allerdings auch zwei Matratzen. Die müssen im eingefahrenen Zustand des zweiten Lattenrostes übereinanderliegen. Daher sind sie einzeln etwas dünner als normale Matratzen.
Auch in meinem Tagesbett liegen zwei Matratzen übereinander. Dabei handelt es sich um das Modell MOSHULT von IKEA in 200x80cm und 10cm Stärke. Damit man das nicht so sieht, habe ich bereits ein Spannbettlaken für dicke Matratzen über beide Matratzen gespannt. Es geht also theoretisch noch schlimmer als auf meinem Bild. Nämlich dann, wenn man sieht, dass da zwei einzelne Matratzen übereinander liegen. 😉
Der Plan: mache aus einer Matratze ein Sofa-Polster
Nun sollten diese beiden Matratzen aber zu einem Sofa-Polster werden. Dafür brauchte ich nichts weiter als einen hochwertigen Polsterstoff, einen seeeehr langen Reißverschluss und Nähgarn.
Diese Materialien habe ich von polstereibedarf-online.de bekommen, einem Online-Shop für alles Mögliche an Polstermaterialien. Mit diesem Shop habe ich schon bei vielen meiner Polsterprojekte zusammengearbeitet (beispielsweise bei meiner Reihe zum Selber-Polstern). Wenn Ihr mögt, dann stöbert dazu gerne einmal in meiner Kategorie Sessel und Stühle.
Auch dieses Projekt ist wieder eine Kooperation mit polstereibedarf-online geworden (also Achtung Werbung 🙂 ), einfach weil ich von dem Shop total überzeugt bin. Tolle Auswahl, gute Preise und eine super schnelle Lieferung.
1. Auswahl des richtigen Stoffes
Noch bevor ich mich daran machte auszurechnen, wieviel Stoff ich benötigte, suchte ich mir zuerst einen Stoff aus. Das ist im Internet oft gar nicht so einfach. Denn wie der Stoff in echt aussieht, d.h. welche Farbe er hat, wie er sich anfühlt und wie robust er wirkt, ist nur sehr schwer abzuschätzen. Da ist es von Vorteil, wenn der Shop die Möglichkeit anbietet, Stoffproben zu bestellen.
Genau diese Möglichkeit habe ich genutzt. Ich forderte zwei Mal drei Musterstücke an, bis ich mich entscheiden konnte. Das könnt Ihr auch super einfach und kostenlos bei polstereibedarf-online machen. Die Stoffproben werden Euch dann innerhalb von kürzester Zeit per Post zugeschickt.
Am Ende ist es bei mir der Stoff mit der Artikel-ID 94399 geworden (Hochwertiger Sam Möbelstoff MOHAIR LOOK Flieder). Warum?
Zum einen wirkt der Polsterstoff sehr robust. Wie Ihr wisst, habe ich vier Katzen und die wetzen gerne auch mal ihre Krallen da, wo sie es nicht sollen….
Er wirkt ein bisschen so wie der Stoff, der in manchen S-Bahnen eingesetzt wird. Mit einem ganz kurzen, sehr dichten und festen Flor. Vielleicht wisst Ihr ja, was ich meine. Gleichzeitig ist die Oberfläche bei dem Samt-Stoff aber total weich und anschmiegsam.
Was mich außerdem überzeugt hat ist, dass der Stoff eine sehr geschlossene und trotz des Flors fast schon eine glatte Oberfläche hat. Daran bleiben Tierhaare nicht so einfach hängen bzw. der Stoff lässt sich einfach absaugen.
So viel zur Stoffart an sich. Bei den Farben war die Entscheidung dann schon etwas schwieriger. Ich wollte zuerst einen pudrigen Rosa-Ton haben. Das Stoffmuster war dann aber doch sehr rosa. Am Ende ist es dann die Farbe Flieder geworden. Auch eine schöne Mädchenfarbe, aber eher subtil und je nach Lichteinfall sogar eher gräulich. Also richtig schön passend zu Shabby Chic.
2. Planung, wie der Matratzenüberzug genäht werden soll
Um ausrechnen zu können, welche Größe die einzelnen Stoffteile haben sollten, musste jetzt ein Nähplan her. Es gibt mit Sicherheit viele Möglichkeiten, einen Überzug für eine Matratze zu nähen. Am naheliegendsten wäre es, einfach 3 x 2 Teile zuzuschneiden und dann als Quader zusammenzunähen.
Dann hätte der Überzug allerdings auch Ecken und vor allen Dingen eine Naht vorne an der Kante. Mein Plan sah daher etwas anders aus.
Im Folgenden seht Ihr die Ausgangslage. Zwei Matratzen übereinander. Mit den Außenmaßen 200x80cm und insgesamt 20cm Höhe.
Die Idee: Um vorne an der Kante des Tagesbettes keine Naht zu haben, sollen die langen Steilenteile und die Oberseite aus nur einem Stück Stoff bestehen. Dabei soll der feste Polsterstoff die Kanten der oberen Matratze leicht abrunden (wie auf der Zeichnung etwas überspitzt dargestellt).
Dazu gibt es dann ein Bodenteil, mit einem umlaufenden Reißverschluss an zwei Seiten. Hier sollen die Oberseite und die Unterseite an den langen Seiten also wie in einem Quader zusammengenäht werden.
Natürlich fehlen dann noch zwei Seitenteile, die das Formen der oberen Matratze noch unterstützen. Dazu sind die oberen zwei Ecken rund, die unteren zwei Ecken sind im rechten Winkel.
Auf diese Weise ergibt sich ein Überzug, dessen Oberteil über beide Matratzen gestülpt werden kann. Dann wird die Unterseite zugeklappt und der Bezug mit einem Reißverschluss geschlossen.
3. Stoffbedarf für das Polster berechnen
Auf Basis dieses Plans konnte ich mir nun ausrechnen, wie viel Stoff ich benötigte.
Der Stoff musste reichen, um die Matratze komplett einschlagen zu können. Zusätzlich zu der Matratze sollten die vier unterschiedlich großen Kissen auf meinem Bett ebenfalls ein neues Gewand bekommen. Das große Kissen ist 65x65cm, das kleine Kissen 40x40cm und das rechteckige Kissen 40x60cm groß. Die Rolle ist 60cm lang und hat einen Durchmesser von 20cm.
Die meisten Polsterstoffe werden in einer Breite von um die 140cm produziert. Der von mir bereits ausgesuchte Stoff wird in 142cm Breite geliefert. Um etwas Puffer zu haben, ging ich von 140cm aus.
Die Stoffteile zuerst aufzeichnen
Nun musste ich errechnen, wie viele Meter von diesem Stoff ich benötigen würde. Dafür nahm ich mir das Programm Powerpoint zur Hilfe und fügte zuerst ein langes Rechteck ein, das die Stoffbahn in 140cm Breite darstellen sollte. Habt Ihr ein solches Programm nicht zur Hand oder mögt sowieso lieber mit Stift und Papier arbeiten? Dann tut es auch Kästchenpapier.
Anschließend fügte ich in mein Rechteck die einzelnen Stoffteile ein, die ich benötigen würde. Natürlich im gleichen Größenverhältnis. Auf diese Weise konnte ich den Stoffbedarf und den Zuschnitt prima planen. Das Ergebnis könnt Ihr auf dem Bild sehen.
Macht Ihr das mit Stift und Papier, dann schneidet Euch die benötigten Teile am besten aus. Dann könnt Ihr sie auf Eurem Kästchenpapier so lange schieben, bis alles passt.
Am Ende brauchte ich für mein Tagesbett-Projekt also ca. 6,3m von einem 140cm breiten Polsterstoff.
So ergeben sich die Maße meines Matratzen-Überzugs aus Polsterstoff
Doch wie bin ich auf die Maße gekommen? Für das Oberteil habe ich mir ein Maßband genommen und so um die zwei Matratzen gelegt, wie später auch der Stoff darüber gespannt sein sollte. Wäre es ein Quader geworden, dann hätte ich 20+80+20, also 120cm gebraucht.
Nun war der Bogen mit meinem Maßband aber nur 113cm lang. Somit sollte das Stoffteil für die Oberseiten inkl. Nahtzugaben und etwas Puffer 120x210cm groß sein.
Für das Bodenteil der Matratze veranschlagte ich ebenfalls eine Länge von 210cm und eine Breite von 90cm. Hier habe ich also wieder Nahtzugaben und etwas Puffer eingeplant.
Die Seitenteile ergaben sich dann aus Ober- und Unterteil. 90cm für die Breite der Matratze und 30cm für die Höhe, natürlich auch wieder mit Nahtzugabe und Puffer.
Die anderen Teile waren für die drei Kissen und die Rolle. Hier habe ich einfach umlaufend ca. 5cm für die Nahtzugaben angenommen.
Mit Nahtzugabe und etwas Puffer planen
Ihr fragt Euch, warum ich überall von so viel Nahtzugabe ausgegangen bin? Weil alle Überzüge einen Reißverschluss bekommen sollten. Dafür braucht man immer tendenziell mehr Platz als für eine normale Naht. Besonders dann, wenn wie bei den Kissen, die Reißverschlüsse nicht in eine Seitennaht, sondern mittig in der Fläche eingesetzt werden sollen.
Außerdem ist der Zuschnitt von so großen Stoffteilen nicht ganz einfach. Da kann schnell mal eine Linie etwas diagonal verlaufen. Daher ist es ratsam bei jedem Teil auch immer etwas Puffer einzuplanen.
4. Stoff und Zubehör für den Tagesbett-Überzug bestellen
Nun konnte ich die Materialien für meinen Matratzen-Überzug und die Kissen bestellen. Neben dem Stoff waren das noch ein Endlos-Reißverschluss und dazu passende Metallschieber. Das waren 25m Reißverschluss und dazu 100 Schieber. Natürlich viel zu viel für mein Projekt!
Aber wenn Ihr Euch den Preis anschaut, dann wird schnell klar, dass das trotzdem die richtige Wahl ist. Denn drei Reißverschlüsse für Kissen und einen 280cm langen Reißverschluss für den Tagesbett-Bezug irgendwo anders einzeln zu kaufen, wäre viel teurer.
Und so musste ich mit dem Reißverschluss wenigstens nicht geizen. Und vielleicht verbrauche ich die Reste auch irgendwann für andere Nähprojekte. 🙂
Was jetzt noch fehlte war Nähgarn. Auch das habe ich bei polstereibedarf-online bestellt. Es ist das Polsternähgarn mit der Artikel-ID 9308. Das passte am besten zum bestellten Stoff.
5. Stoff für den Matratzenüberzug zuschneiden
Zwei Tage nach meiner Bestellung waren die Materialien dann auch schon da. Der Stoff, wie es sich für hochwertige Ware gehört, ordentlich auf einer Rolle aufgerollt. Der Rest in einem kleinen Karton.
Nun konnte es an den Zuschnitt gehen. Ich druckte mir meinen Plan für den Zuschnitt aus und arbeitete mich dann Teil für Teil vor.
Um möglichst im rechten Winkel zu schneiden, verwendete ich alles, was ich an geometrischen Messmaterial hatte. Das waren neben einem Schneiderlineal vor allen Dingen ein Geodreieck und eine quadratische Zuschnitt-Hilfe, die fürs Quilten gedacht ist.
Ich rollte den Stoff auf meinem Boden aus. Das Zuschneiden auf dem Boden ist zwar nicht die bequemste Lösung, aber wer hat schon so einen riesigen Tisch zuhause?
Ich nahm mir ausreichend Zeit, um wirklich sicherzugehen, dass alle ich Teile mit rechten Winkeln zuschnitt. Auch wenn das auf Dauer etwas anstrengend wurde, es hat sich gelohnt. Denn nur wenn Ihr perfekt zuschneidet, dann gelingt später auch das Nähen mühelos. 🙂
Rundung der Ecken berechnen
Als ich alle vier Teile für den Daybed-Überzug zugeschnitten hatte, musste ich bei den kurzen Seitenteilen noch die Rundungen einzeichnen. Bisher hatte ich einfach nur ein Rechteck mit den Maßen 80 x 20 (plus Nahtzugaben) ausgeschnitten.
Die drei Seiten, die an das Oberteil genäht werden sollten waren zusammen 20+80+20, also 120cm lang. Mit meinem Maßband hatte ich aber für das Oberteil schon 113cm vorgesehen. Ich musste nun also 7cm über die beiden oberen Ecken einsparen, damit das Oberteil sauber an die Seitenteile passte.
Um diese Rundung auszurechnen, habe ich mich der folgenden Formel bedient:
x = 3,5 / (-0,5π +2)
Dabei ist x der Radius vom Kreis, der sich aus vier Ecken ergeben würde. Die 3,5 sind die 3,5cm, die ich pro Ecke sparen wollte. So ergaben sich rechnerisch 8,15cm Radius für den Kreis.
Den habe ich mir schnell in einem Zeichenprogramm auf dem Rechner gemalt, ausgedruckt und dann ein Viertel davon als Schablone verwendet. So ergaben sich meine gerundeten Kanten und eine Gesamtstrecke von 113cm über die drei Seiten.
6. Tagesbett-Überzug nähen
Nachdem nun alle Teile für den Daybed Überzug fertig waren, konnte es endlich mit dem Nähen losgehen. Zumindest fast. Denn zuerst versäuberte ich alle Kanten mit meiner Overlock-Maschine. Das Versäubern stellt sicher, dass der Stoff nicht weiter ausfransen kann. Solltet Ihr keine Overlock haben, dann tut es auch der Zickzack-Stich Eurer Nähmaschine.
Da mein Polsterstoff eine Art Samtstoff ist, war das Nähen des Überzugs leider nicht ganz so trivial. Denn eine Eigenschaft von Samt ist, dass er einen Flor hat. Und der sorgt dafür, dass sich zwei Stoffteile übereinander unter der Nähmaschine sehr leicht verschieben.
Um eine exakte Naht zu haben, führte daher kein Weg daran vorbei, die Stoffteile vor dem Steppen erst zu stecken und anschließend mit der Hand zu heften. Kleiner Tipp: Das Heften solltet Ihr auf jeden Fall in der Nahtzugabe machen, damit man später keine Löcher im Stoff sehen kann!
Das war eine Menge Arbeit, die aber mit einer sehr präzisen Naht ohne Verschiebungen belohnt wurde.
Besonders wichtig war das Heften auch beim Reißverschluss, da dieser ebenfalls sauber eingenäht sein muss.
Ich habe zuerst die Seitenteile an das Oberteil und dann den Reißverschluss zwischen Ober- und Unterteil eingenäht. Zum Schluss habe ich die zwei noch offenen Seiten geschlossen und fertig.
7. Daybed mit Polsterstoff beziehen und fertig!
Jetzt musste ich die Matratzen nur noch in ihr neues Gewand stecken. Dafür legte ich den Bezug mit der Oberseite nach unten auf das Bett und dann die zwei Matratzen hinein.
Nach dem Schließen des Reißverschlusses, musste ich das neue Polster dann nur noch einmal wenden, damit der Reisverschluss nach unten und nach hinten zeigte. Und schon hatte mein Daybed seine Verwandlung vollzogen!
Außer an den beiden kurzen Seiten des Tagesbetts kann man keine Nähe sehen. Die Vorderkante des Polsters ist schön rund und es ergibt sich ein harmonisches Bild. Ganz anders als das mit dem Bettlaken vorher…
Nun mussten nur noch ein paar Kissen her. Ich nähte eine Rolle und vier Kissenhüllen. Alle vier Teile in unterschiedlichen Größen. Die drei viereckigen Kissen haben jeweils auf der Rückseite einen Reißverschluss.
So ist innerhalb von kürzester Zeit mit einem tollen hochwertigen Polsterstoff und etwas Zeit aus einem eher charakterlosen Tagesbett ein einladendes Daybed mit Sofa-Charme geworden.
Wenn Ihr mögt, dann schaut Euch mein Projekt gerne auch noch einmal in bewegten Bildern auf YouTube an.
Ich hoffe ich konnte Euch einmal mehr inspirieren und wünsche Euch viel Spaß beim Nachmachen! 🙂
One Comment
Franziska
Liebe Leonie, das sieht toll aus! Ich bin auch am Überlegen mein Tagesbett mit Polsterstoff zu beziehen, nur leider nicht nähbegabt, so dass ich den Stoff wohl zum Schneider geben müsste. Kannst du mir sagen, was in etwa dich die Materialien gekostet haben, damit ich weiß, ob sich das für mich lohnt?
Herzliche Grüße
Franziska