Polsterstuhl World – Zum ersten Mal selber polstern
Materialkosten: ca. 90€ (wenn Ihr alles neu kaufen müsst)
Eingesetzte Materialien:
- Schleifpapier 80er-Körnung (ca. 5€/Rolle) oder Schleifgerät
- Drahtbürste (ca. 8€)
- Holzleim (ca. 8€)
- Quick Kalkwachs (ca. 12€/375ml-Dose)
- 1 fusselfreies Tuch
- Polsterstoff (je nach Stoffmarke und Qualität sind alle Preise möglich, meiner hat auf dem Stoffmarkt in 280cm Breite 20€ pro Meter gekostet)
- Polsterpappe (1 Bogen ca. 2,60€)
- Sprühkleber (6€/Dose)
- 1cm starker Schaumstoff für die Rückenlehne (1€ für 50x50cm)
- 3cm starker Schaumstoff für das Sitzpolster (4€ für 50x50cm)
- Polstervlies (1,50€/Meter)
- Polstergurt (1,50€/Meter)
- Federleinen (3,50€/Meter)
- Graue Polsterwatte (6€/Meter)
- Zierborte (3€/Meter)
- Polsternägel (6€ für 250 Stück)
![Trenner](https://www.shabby-it-yourself.de/wp-content/uploads/2014/05/Trenner.png)
Nun habe ich mich dazu entschlossen, mich einmal selbst am Polstern von alten Möbeln zu versuchen. Im Internet gibt es viele Anleitungen und Erklärungen – so schwer würde es schon nicht sein. Über eBay Kleinanzeigen wurde ich schnell fündig. Zwei sehr alte Stühle wurden günstig abgegeben und ich war schnell zur Stelle. 🙂
Einer dieser Stühle würde nun mein erstes selbst gepolstertes Objekt werden. Nach Aussage des Verkäufers waren die Stühle so um die achtzig Jahre alt, also fast schon antik. Dementsprechend waren sie auch schon etwas wackelig und die Polster nun wirklich nicht mehr schön.
1. Entkernen
Zuerst die Rückenlehne
Im ersten Schritt nahm ich mir also einen der Stühle vor und nahm ihn total auseinander. Denn ich dachte mir, wenn ich den Stuhl in seine Einzelteile zerlege, dann würde ich schon sehen, wie er zusammengebaut war, vor allen Dingen wie die Polsterung aufgebaut war.
Im Grunde war der Aufbau ganz einfach! Die Stuhllehne hat innen einen Rahmen. In diesen Rahmen wurde anscheinend zuerst ein Stück Polsterstoff genagelt, so dass die schöne Seite nach hinten zeigte und somit für eine schöne Rückansicht sorgte. Darauf war dann eine Art Pappe genagelt. Darüber wurde dann eine hellbraune Naturfaser gelegt. Ich schätze mal, dass es Afrik bzw. Palmfaser war, da das ein klassischer Polsterfüllstoff ist. Darüber war eine weitere Lage Polsterung angebracht, graue Polsterwatte, die mich ein wenig an Malervlies erinnerte,
Als ich alle Materialien aus dem Rahmen entfernt hatte, hatte ich nun einen Teil des Holzrahmens in der Hand. Denn oben war der Stuhl gebrochen. Das war aber nicht schlimm. Im Gegenteil, durch das Entfernen des Polsters kam ich nun super an die Holzteile heran und konnte sie neu verleimen, was vorher nicht so einfach funktioniert hätte.
Dann das Sitzpolster
Nach der Entfernung aller Nägel kam nun auch hier der Aufbau des Polsters zum Vorschein: Auf dem Federkorb lag eine Schicht eines groben Leinen-Stoffs, darüber wieder Palmfaser und Polsterwatte und zum Schluss der Polsterstoff.
2. Stuhl neu verleimen
) und drückte die Teile dann fest aneinander. Bei Holzleim ist es immer wichtig, dass man nicht zu wenig aufträgt!
Wie Ihr auf dem Bild sehen könnt, quoll der Leim zu allen Seiten heraus, was aber nicht weiter schlimm ist. Denn er lässt sich feucht sehr einfach abwischen und trocknet außerdem farblos weg. Zum Zusammenpressen des Rahmens nahm ich mir eine Schraubzwinge zur Hilfe. Nach dem Trocknen des Leims war der Stuhl wieder stabil und es wackelte nichts mehr.
3. Schleifen
Bei diesem Stuhl finde ich das Holz eigentlich sehr schön. Ich vermute, dass es Eichenholz ist und es hat eine sehr interessante Maserung.
Dieser nette kleine Kerl, war mir auch bei meinem Polsterstuhl eine große Hilfe. Denn innerhalb von kurzer Zeit hatte ich die dunkle Lackierung vom Holz herunter geschliffen. Auch hier wieder sehr wichtig: Denkt an eine Staubmaske! Denn die abgeschliffenen Partikel können sehr gesundheitsschädlich sein, gerade die von Eichenholz! Denn es ist erwiesen, dass Schleifstaub von Eichenholz giftig ist. Mehr zum Thema Staubmaske findet Ihr auf meiner Seite Sonstige Utensilien.
4. White Wash
) in die Maserung des Holzes ein.
Am besten bekommt Ihr die Paste in die Poren und Vertiefungen, indem Ihr gegen die Holzrichtung arbeitet. Am Ende wird das überschüssige Wachs in Faserrichtung abgenommen. Auf diese Weise ist mein Stuhl innerhalb von wenigen Minuten zu einem schicken Shabby Chic Objekt geworden.
Auf dem Bild unten könnt Ihr zum Vergleich sehen, wie der Stuhl vor der Bearbeitung, nach dem Schleifen und nach der Kalkwachs-Behandlung aussah.
Die White Wash Methode eignet sich immer dann, wenn Ihr auf rohem Holz oder getrockneter Kreidefarbe arbeiten wollt, da die Oberfläche saugend sein muss und somit in der Lage sein muss, das Wachs aufzunehmen. Auf Lacken, Furnier oder anders versiegelten Oberflächen würde es nicht funktionieren. Besonders schön wirkt die White Wash Methode auf sehr großporigem Holz, wie Eiche, Esche oder Nussbaum. Bei feinporigen Hölzern wie Buche, Ahorn oder Kirschbaum ist der Effekt nicht ganz so gut sichtbar.
Auf dem Bild unten könnt Ihr sehen, wie die Kalkpaste die großen Poren meines Holzes verschlossen hat und wie stark dadurch die Struktur des Holzes zum Vorschein kommt.
5. Rückenlehne neu polstern
Der Stuhlrahmen war nun fertig und wartete auf seine neue Polsterung. Nachdem ich mir beim Entkernen einen Überblick verschafft hatte, was ich eigentlich für meine Polsterung benötigen würde, hatte ich mir alle Materialien im Internet bestellt. Dafür habe ich einen Shop gefunden, der alles Mögliche rund um das Thema Polsterung anbietet (www.polstereibedarf-online.de). Seien es nun Werkzeuge, Polsternägel, Polsterwatte oder Stoffe, da findet man einfach alles. Auf Anfrage stellte mir die Firma meine Erstausstattung sogar kostenlos zur Verfügung – viele Dank dafür!! Nach einem kleinen Shoppingtrip auf der Seite hatte ich dann wenige Tage später alles zu Hause, was ich brauchte und konnte so richtig loslegen.
Als erstes schnitt ich meinen neuen Polsterstoff zu. Als Hilfe verwendete ich die alten Stoffe grob als Schablone. Falls Ihr Euch fragt, wo ich den tollen Stoff herhabe, kann ich Euch leider keine genaue Bezugsadresse nennen. Denn diesen Stoff habe ich auf dem Stoffmarkt in Oberhausen gekauft. Ich habe ihn schon vor einigen Monaten an einem Stand gesehen und musste ihn sofort haben, ohne zu wissen, was ich überhaupt damit machen würde. 🙂
Polsterpappe mit Stoff bekleben
Ich sprühte also etwas Kleber auf die Mitte der Polsterpappe und auf die Mitte des Stoffs, wartete ein paar Minuten und presste die Pappe dann auf die Rückseite des Stoffs.
Anbringen der Polsterpappe
In nächsten Schritt musste die Pappe dann in dem Rahmen befestigt werden. Anstatt sie mühselig anzunageln, entschied ich mich für das Tackern. Da ich im Internet häufig gelesen hatte, dass ein normaler Tacker beim Polstern doch einiges an Kraft kosten kann, wollte ich unbedingt einen super starken Elektrotacker haben. Glücklicherweise ist mein Blog nicht mehr ganz unbekannt und deshalb wurde mir auch dieser von www.contorion.de kostenlos zur Verfügung gestellt. 🙂 Die haben alles an Werkzeugen, was man sich vorstellen kann und nun war ich mit meiner kleinen Powermaschine bestens ausgestattet für mein zukünftiges Leben als Polsterfachfrau. 😉
Schon bei den ersten Tackerschlägen wurde mir klar, dass es eine sehr weise Entscheidung war, mich für die elektrische Version zu entscheiden.
Schaumstoff und Vlies für eine leichte Polsterung
Damit die Rückenlehne auch schön bequem wurde, verwendete ich im nächsten Schritt einen dünnen Schaumstoff, der speziell für Rückenlehnen gedacht ist. Diesen klebte ich mit dem Sprühkleber direkt auf die Pappe.
Mit Stoff beziehen
Die Füllung der Rückenlehne war nun fertig und der Polsterstoff war an der Reihe. Damit der Stoffabschluss sauber aussehen würde, schlug ich die Ränder des Stoffs jeweils ein Stück ein und klammerte ihn dann möglichst nah am Rahmen fest. Dazu tackerte ich erst einmal oben, dann einmal unten, einmal links und einmal rechts. Dann setzte ich immer zuerst eine Klammer auf der einen, dann eine auf der gegenüberliegenden Seite, um sicherzustellen, dass sich der Stoff nicht verzog und am Ende keine Falten schlug.
Zierborte
Damit man die Tackerklammern nicht mehr sieht, machte ich dann zum Abschluss mit einer Zierborte in Hellgrau weiter.
6. Sitzfläche neu polstern
Gurte über den Federkorb spannen
Also brachte ich über den Federn zuerst Polstergurte an, in dem ich sie mit einem Gurtspanner straff zog und dann festtackerte. Auf dem Bild rechts könnt Ihr sehen, wie ich einen der Gurte spanne. Der Gurtspanner wird an die Kante des Rahmens gesetzt, der Gurt aufgespießt und dann wird das Werkzeug nach unten gedrückt, bis der Gurt straff sitzt. Die Gurte werden über- und untereinander gewebt, so dass eine Fläche entsteht, die nicht verrutschen kann.
Gurte mit Federleinen und Polsterwatte abdecken
Im nächsten Schritt schnitt ich Federleinen (oder auch Juteleinen genannt) zu und tackerte ihn über den Gurten fest.
Mit Schaumstoff und Polstervlies polstern
Dann schnitt ich mit einer Schere eine 3cm dicke Schaumstoffplatte genau auf die Größe der Sitzfläche zu. Damit die Sitzfläche runder wurde und der Schaumstoff geschützt war, legte ich wieder eine Schicht Polstervlies über den Schaumstoff. Auf dem Bild unten könnt Ihr noch einmal den genauen Aufbau des Polsters sehen.
Mit Stoff beziehen
Dann drehte ich das Polster um und tackerte von unten den Stoff fest. Das war etwas kniffelig. Denn der Stoff muss straff sitzen, darf aber nicht so stramm gezogen werden, dass sich Wellen bilden.
Nun war also auch das Sitzpolster fertig.
7. Zusammenbauen
Im letzten Schritt legte ich dann noch das Sitzpolster in den Stuhl ein und schraubte es von unten wieder mit den alten Schrauben fest. Fertig. Mir hat mein erstes Polstervorhaben viel Spaß gemacht und am Ende war es gar nicht so schwer wie gedacht. Man braucht zwar etwas Zeit und Geduld, aber ich denke in Zukunft werden weitere solche Projekte folgen. 🙂
![Trenner](https://www.shabby-it-yourself.de/wp-content/uploads/2014/05/Trenner.png)
![Shabby Chic Schluesselkasten 11 breit](https://www.shabby-it-yourself.de/wp-content/uploads/2015/09/Shabby_Chic_Schluesselkasten_11_breit.jpg)
![Shabby Chic Stuhl Paul 35a](https://www.shabby-it-yourself.de/wp-content/uploads/2015/08/Shabby_Chic_Stuhl_Paul_35a.jpg)
13 Comments
Melanie Grossen-Trummer
Hallo. Ich hab zwei Kommoden, die ich behandeln möchte, sodass sie aussehen wie das Holz von diesem Stuhl. So grau-braun. Die Kommoden sind so 80er / 90er Jahre, schlichte, fast raue Oberfläche, etwas strukturiert..kann ich diese auch mit diesem Wax ohne Vorbehandlung einwaxen? Weil die Kommoden als Badezimmermöbel dienen sollen, was muss ich da noch auftragen? Geht das überhaupt? Wir bauen Lavabos ein und die Oberfläche muss abwaschbar sein. Oder was für eine Methode räts Du mir? Bin echt einbisschen überfordert:-):-)
Leonie
Hallo Melanie!
Für einen echten White Wash Effekt müsstest Du den Lack auf Deinen Kommoden erst einmal vollständig entfernen. Nur dann kann das Wachs sich so schön in die Holzstruktur legen. Dazu könntest Du einmal meine Seite White Wash besuchen. Wenn die Oberflächen gewachst sind, dann sind sie wasserabweisend. Wenn zwischendurch mal Wasser darauf kommt, dann ist das nicht schlimm. Fraglich ist aber, ob das im Badezimmer reicht. Wenn öfter mal Wasser darauf stehen bleibt, dann könnte es sein, dass das Wachs das Holz nicht gut genug schützt. Den besten Schutz für Holz kannst Du mit einem Lack erzielen. Der wird aber natürlich eine ganz andere Optik haben als Wachs. Lies Dir doch dazu mal meine Seite Lack, Wachs oder Öl – Holz-Versiegelungen im Vergleich durch.
Liebe Grüße
Leonie
Anonymous
super, merci vielmal fürs antworten..das ist lieb!
Sabrina
Hallo, der sieht ja toll aus! Wie hast Du die Nägel raus bekommen ? Ich habe einen Stuhl bzw. mehr schon ein Sessel da sitzen die so eng und fest im Material…. bin mir auch nicht sicher ob ich das selbst machen soll. Lg Sabrina
Leonie
Hallo Sabrina!
. Den schiebt man so weit es geht unter die Nagelköpfe und hilft bei Bedarf mit einem Hammer nach. Wenn die Gabelung ein bisschen unter den Nagelkopf kommt, dann kann man ihn ganz einfach heraushebeln.
Ja, so alte Nägel können schon ziemlich hartnäckig sein! Da gibt es ein spezielles Werkzeug, einen sogenannten Nagelheber. Schau z.B. mal hier: Amazon Nagelheber
Trau Dich bei Deinem Sessel einfach! Wenn es daneben geht, dann kannst Du ihn doch immer noch zu einer professionellen Polsterei bringen! 🙂
Liebe Grüße
Leonie
Gute Stube
Hallo Leoni,
ein ganz toller Bericht. Ich habe mich diese Jahr auch wirklich viel mit dem Thema Polstern auseinander gesetzt. Aber ein so Aufwendiges Projekt wie bei dir, mit Rückenlehne, bin ich noch nicht angegangen. Toll ist auch das du den Link zu dem Polstereibedarf-Shop gesetzt hast. Da werde ich gleich mal ein bisschen shoppen.
LG, Katrin
Leonie
Freut mich, dass ich Dich ein wenig inspirieren konnte. Viel Spaß beim Shoppen und vor allen Dingen dann viel Spaß beim Polstern! 🙂
Chris
Ist schon echt cool, was aus dem alten Stuhl geworden ist. Vorher sah der ja aus wie aus Opas Wohnzimmer. Jetzt hat man einen tollen Shabby Stuhl. Klar ist es mit einigem Aufwand und etwas Zeit verbunden. Aber ich finde, es lohnt sich wirklich. Und mit dieser super Anleitung kann das echt jeder nachmachen. Einfach klasse